• Online: 3.662

Datsun 240Z Sportwagen-Oldtimer: Fahrbericht - Eine brettharte Sportwagen-Rarität aus Japan

verfasst am

Lange Haube, kurzes Heck und Sechszylinder-Reihenmotor: Der Datsun 240Z hatte gute Gene für einen Sportwagen. Dennoch blieb der Erfolg in Deutschland aus. Fahrbericht.

Berlin – Unter der langen Haube schnattern die Ventile. Der Sechszylinder-Reihenmotor bollert, aus dem Auspuff wummern die Abgase. Die Fensterscheiben sind unten, der Wind drückt in die Kabine und der 240Z schiebt sich lässig über die Landstraße. Sportwagen der 1970er sind vor allem eins: ehrlich. Also bretthart, direkt, laut und knackig. Der Datsun 240Z gehört dazu.

Das geschüsselte Lenkrad liegt rutschig in den Fingern, der kleine Schaltknüppel filigran unter der Hand. Ein kurzer Gasstoß, und der Sechszylinder dreht hoch – und zwar souverän. Die Nadel des Drehzahlmessers zittert dagegen nach oben. Mittig im Armaturenbrett sitzen rallyemäßig drei kleine Rundinstrumente. Mit ein bisschen Zwischengas wechseln die Gänge leicht durch die Box, das knüppelharte Fahrwerk mit Einzelradaufhängung schlägt ungeniert ins Kreuz. Schmerzhaft? Nein, genial.

Auf den ersten Blick könnte man diesen Datsun für einen englischen Sportwagen halten. Die 4,11 Meter Länge stecken fast zur Hälfte in der Motorhaube. Darunter ein 2,4-Liter-Reihensechsyzlinder mit 130 PS und Leichtmetallzylinderkopf, einer oben liegenden Nockenwelle und SU-Vergaser. Dahinter erhebt sich die Fahrgastkanzel nur 1,28 Meter über den Boden. Ausreichend für zwei Personen, mehr nicht. Das kurze Heck mit dem großen Kofferraum bietet erstaunlich viel Platz für Gepäck.

Der 240Z war "big in USA"

Ein Auto zum Niederknien, noch heute. Der Datsun 240Z wurde Ende der 1960er-Jahre entwickelt, um mit einem günstigen und alltagstauglichen Sportler Kunden zu gewinnen. Bis dahin griffen Sportwagenfans zu britischen oder deutschen Autos. MG B, Ford Capri, Opel GT oder Manta, Porsche 911, Triumph. Und die waren entweder fahrende Baustellen oder sehr teuer.

Datsuns Mutterkonzern Nissan holte sich für den Sportler internationale Hilfe. Albrecht Graf Goertz, Zeichner des legendären BMW 507, legte bereits beim Nissan Silvia Coupé Hand an. Daraus entstand auf Umwegen in Japan die Fairlady Z – und im Ausland der 240Z. In den USA wurde der Japaner ein Bestseller.

Der 240Z verkaufte sich etwa 156.000 Mal, davon 148.000 in den USA. Für etwa 3.500 US-Doller rissen die Kunden den Händlern die Autos aus den Händen. Die Nachfrage war so groß, dass Nissan trotz Aufstockungen der Produktion lange Lieferzeiten ansetzen musste.

Die Zutaten für den Erfolg waren so simpel wie zielsicher gewählt. Kunden verlangten bei Sportwagen eben nach einer langen Motorhaube, einem kurzem Heck, laufruhigen Sechszylindern und einem sportlich aussehendem Armaturenbrett. Zur Wahl standen im Datsun manuelle Getriebe mit vier oder fünf Gängen, alternativ eine Dreigang-Automatik. Im Heimatmarkt Japan hatte der Motor nur zwei Liter Hubraum – jeder Kubikzentimeter mehr hätte eine Luxussteuer gekostet.

In Deutschland extrem selten

Und bei uns? Nur 303 Exemplare des 240Z konnte Nissan in Deutschland absetzen. Fast nichts. Am Design mit den Zuckerschäufelchen genannten Schweinwerfer-Ausbuchtungen kann es nicht gelegen haben. Auch nicht an den Fahrleistungen: Aus dem Stand fährt der Datsun in weniger als zehn Sekunden auf Tempo 100, Die Höchstgeschwindigkeit des Sportcoupés beträgt 200 km/h.

Das war viel in einer Zeit, in der ein Käfer noch mit 120 km/h auf der rechten Spur zuckelte. Auch der Preis kann nicht schuld gewesen sein. Ende 1973 kostete das Coupé in Deutschland 17.600 Mark, einen Porsche 911 2.4 T mit 130 PS gab es für 24.480 Mark.

Was hemmte den Nippon-Renner dann? Nissan verkaufte erst seit 1972 Datsun-Autos in Deutschland und gründete 1973 eine eigene Vertriebsgesellschaft. Die Skepsis gegenüber der japanischen Marke war daher noch groß. Zudem wurde das Auto kaum beworben und blieb nur wenige Monate im Handel. Dann stand schon der Nachfolger bereit.

1973 erweiterte Nissan den Hubraum: Der überarbeitete Sechszylinder kommt nun auf 2,6 Liter. Ein Jahr später folgte eine 30 Zentimeter längere Version, die als 2+2-Sitzer verkauft wurde. Sie kostete mit 23.950 Mark allerdings gut 6.000 Mark mehr.

Preise zwischen 15.000 und 30.000 Euro

Vom 260Z konnte Datsun europaweit 1.638 Fahrzeuge verkaufen – kein Vergleich mit mehr als 80.000 Exemplaren in den USA. 1975 kam der 280Z mit 2,8-Liter-Sechszylinder, nun noch für die USA. Ende 1978 lief die Produktion des 260Z und 280Z aus. Ingesamt entstanden von der Z-Reihe rund 500.000 Autos.

Selten, ganz selten sieht man heute einen 240Z auf freier Straße – und wenn, dann eher bei Oldtimer-Treffen als im Stadtverkehr. Denn gepflegte Autos werden nicht einfach verkauft. Sie bleiben in der Szene, werden unter der Hand weitergereicht. Der Sechszylinder-Motor gilt als langlebig und solide, ebenso das Fahrwerk.

Probleme bereiten dem Coupé, wie fast allen Autos der 1970er Jahre, Rostherde an der Karosserie. Bei mobile.de werden derzeit nur sechs Fahrzeuge zwischen 15.000 und 30.000 Euro angeboten. Exklusivere Sportwagen in dieser Preisklasse gibt es also kaum.Zum Vergleich: Vom Porsche 911 bis Baujahr 1980 stehen mehr als 800 Inserate zur Auswahl.

Technische Daten: Datsun 240Z

  • Motor: 2,4-Liter-Reichensechszylinder
  • Leistung: 130 PS (96 kW) bei 5.600 U/min
  • Drehmoment: 198 Nm bei 4.400 U/min
  • Getriebe: Fünfgang-Handschaltung
  • 0-100 km/h: ca. 9,5 s
  • Höchstgeschwindigkeit: 199 km/h
  • Verbrauch: ca. 14 l/100 km (NEFZ)
  • Länge: 4,13 m
  • Breite: 1,63 m
  • Höhe: 1,28 m
  • Radstand: 2,30 m
  • Leergewicht: 1.060 kg
  • Bauzeit: 1969-1973
  • Preis 1973: 17.600 Mark
Avatar von Reifenfüller133278
29
Hat Dir der Artikel gefallen? 12 von 12 fanden den Artikel lesenswert.
Diesen Artikel teilen:
29 Kommentare: