• Online: 1.968

80 Jahre Toyota-Autobau - Die Geburtsstunde des Autogiganten

verfasst am

Den Anfang machte eine Kopie: 1936 baute Toyota den AA, eine asiatische Version des Chrysler Airstream. Es war die Geburt des größten Autobauers der Welt. Ein Rückblick.

Toyota AA ab 1936: Der Grundstein des mächtigsten Autobauers der Welt war eine Kopie des Chrysler Airstream mit einer Art Chevrolet-Motor Toyota AA ab 1936: Der Grundstein des mächtigsten Autobauers der Welt war eine Kopie des Chrysler Airstream mit einer Art Chevrolet-Motor Quelle: Toyota

Köln - Verkaufszahlen sind eine Sache. Seit Jahren ringt Toyota hier mit Volkswagen und General Motors. Und liegt seit 2013 als größter Autohersteller der Welt vorn. Doch Toyota hat etwas, das VW oder General Motors wohl nie haben werden: Eine eigene Stadt.

Auch er war zuerst eine Kopie: Toyota Land Cruiser BJ ab 1951 Auch er war zuerst eine Kopie: Toyota Land Cruiser BJ ab 1951 Quelle: Toyota 1959 benannten die Japaner stolz die alte Festungsstadt Koromo nach ihrem größten Autobauer. Passend zur ersten globalen Exportoffensive wechselte der Name in Toyota - ein bis heute weltweit einzigartiger Vorgang. In Toyota befinden sich die Hauptverwaltung und nicht weniger als sieben Werke der gleichnamigen Motor Corporation. Die wird zwar erst 2017 80 Jahre alt. Doch die Geburtsstunde des Autogiganten fand schon ein Jahr zuvor statt: Mit dem Toyota Typ AA von 1936.

Beginn mit einer Kopie

Das Kuriose: Der Toyota AA war eigentlich eine japanische Interpretation des Chrysler Airstream mit einem Chevrolet-ähnlichen Motor. Nachdem Kiichiro Toyoda seinen Vater Sakichi Toyoda Ende der 1920er-Jahre überzeugt hatte, innerhalb des Textilunternehmens Toyoda Automatic Loom Works eine Autosparte zu gründen, reiste er in die USA. Er wollte sich ein Bild davon machen, wie sich die dortige Automobilindustrie entwickelt hatte.

Besonders die soliden Chevrolet überzeugten Toyoda, und er begeisterte sich für das Stromliniendesign von Chrysler. Ab 1930 scharte er ein Team von Ingenieuren um sich und entwickelte anhand der amerikanischen Vorbilder eine Limousine. Fünf Jahre später, im Mai 1935, erlebte der erste Pkw-Prototyp A-1 seine Jungfernfahrt.

Einer für James Bond: In "Man lebt nur zweimal" spielte ein offener 2000 GT mit Einer für James Bond: In "Man lebt nur zweimal" spielte ein offener 2000 GT mit Quelle: Toyota Mit frustrierendem Ergebnis: Das Fahrzeug streikte nach wenigen Kilometern. Es wurde von einem Pferd zurück ins Werk gezogen. Böswillige Zungen behaupten bis heute, Kiichiros Ingenieure kopierten einfach zu perfekt: Der 3,4-Liter-Sechszylinder nach Chevrolet-Vorlage sei zwar so robust wie das truckähnliche Fahrwerk, aber die Komponenten wurden offenbar in so lausiger Qualität zusammengefügt wie beim Chrysler Airstream. Probleme, die bis 1936 ausgeräumt waren. Das Modell AA war serienreif, dazu ein offener Phaeton vom Typ AB.

Ein neuer Name muss her

Bevor die Bänder anliefen, wurde in einem Wettbewerb noch ein neuer Name für die Firma gefunden, da diese nicht den Familiennamen Toyoda tragen sollte. Die Wahl fiel auf Toyota. Für Europäer kaum ein Unterschied. Doch dieses Wort benötigt in japanischer Schrift nur acht Zeichen und damit eine Zahl, die Glück verspricht. Und tatsächlich blieben die Glücksgötter Toyota lange Zeit gewogen.

Auf in andere Länder: Die Toyota-Produktion in Großbritannien gibt es seit 1992. Auch nach Amerika gingen die Japaner mit Erfolg Auf in andere Länder: Die Toyota-Produktion in Großbritannien gibt es seit 1992. Auch nach Amerika gingen die Japaner mit Erfolg Quelle: Toyota So entgingen die Toyota-Werke im Zweiten Weltkrieg der eigentlich geplanten Bombardierung. Schon Ende 1945 erlaubten die amerikanischen Militärbehörden Toyota zudem den Wiederbeginn der Fahrzeugproduktion, was das Unternehmen zur Entwicklung des Pickups Toyopet und des Kleinwagens Toyota SA nutzte. Beide gingen 1947 als erste japanische Nachkriegsneuheiten in Serie.

Nach Ausbruch des Koreakriegs beteiligte sich Toyota an einer Ausschreibung der US-Besatzer für einen japanischen Geländewagen, mit dem die USA eine japanische „Nationale Polizeireserve“ ausrüsten wollten. Beim 1951 vorgestellten Toyota BJ (B-Jeep), dem Urvater des Land Cruiser, war die Verwandtschaft zum Willys-Jeep unverkennbar. Trotzdem gaben die Amerikaner Mitsubishi und einer 1:1-Kopie des US-Jeeps den Vorzug.

Toyota schwenkte um und entwickelte eine unverwüstliche, zivile Serienversion des Land Cruiser, die ab 1957 in Amerika und ab 1960 in Europa und Afrika Kultstatus gewann. Einen besseren Imageträger hätte sich Toyota nicht wünschen können. Denn die ersten Mittelklasselimousinen Crown und Corona entsprachen in Technik und Design noch nicht westlichen Standards.

Erfindung des Kompakt-SUV? Ab 1994 brachte Toyota den RAV 4 Erfindung des Kompakt-SUV? Ab 1994 brachte Toyota den RAV 4 Quelle: Toyota

Masse und Glanz

Doch Mitte der 60er-Jahre begannen die Japaner auf den Thron der Autohersteller zu schielen. Mit Modellen wie dem 2000 GT als erstem japanischen Supersportler (ab 1965), dem bis heute in mehr als 40 Millionen Einheiten verkauften Corolla (ab 1966), dem Sportcoupé Celica als Antwort auf Ford Capri und Mustang (ab 1970) und Familienautos wie Carina (ab 1970) und Camry (1982) wurde Toyota eine der erfolgreichsten Massenmarken.

Das Image wurde durch Triumphe auf Rennstrecken zusätzlich gestärkt. Dazu kam die Entdeckung neuer Modelle, Antriebe und Segmente: Vans (Model F, ab 1983), Kompakt-SUV (RAV4, ab 1994) und – natürlich – die Hybride (Prius, ab 1997) machten Toyota größer und größer. Die Luxusmarke Lexus gab dem Massenhersteller ab 1989 Glanz.

Während Lexus in Europa bis heute kaum vertreten ist, gelang in Amerika der Coup. Kurzzeitig stieg Lexus zur meistverkauften Luxusmarke auf. Und Toyota selbst erfüllte im Jahr 2008 einen Traum, den Kiichiro Toyoda wohl nie gehabt hat. Toyota wurde in den USA größte Automarke vor Chevrolet – nicht zuletzt dank amerikanischer Produktionsanlagen.

DAS Auto für Toyota: Der erste Prius belebte ab 1997 das Unternehmen und die Autowelt völlig neu DAS Auto für Toyota: Der erste Prius belebte ab 1997 das Unternehmen und die Autowelt völlig neu Quelle: Toyota

Krisen kommen vor

Auch in Europa waren es Werke und Kooperationen, vor allem mit deutschen und französischen Wettbewerbern, die Toyota zu einem großen Player machten. Doch der war etwas zu rasch gewachsen, wie Akio Toyoda, der Enkel des Unternehmensgründers, erkannte, als er im Krisenjahr 2009 die Konzernführung übernahm: Die Wirtschaftskrise von 2008/2009 und große Rückrufaktionen trafen Toyota hart. Toyoda richtete ein „Special Committee for Global Quality“ ein.

Neben der Qualität bleibt die Kopie bewegendes Thema bei Toyota. So wie der AA von1936 eine Kopie der besten US-Vorbilder war, lädt Toyota heute alle Konkurrenten zum Kopieren ein. Damit sich der Wasserstoffantrieb rascher verbreitet, gab Toyota 2015 mit der Einführung des Mirai 5.680 Patente zur Brennstoffzellen-Technik frei.

Toyota Modell-Meilensteine:

  • Toyota Modell SA (1947-1948, erster Nachkriegs-Toyota und erster zweitüriger Kleinwagen)
  • Toyota Land Cruiser (seit 1951, Geländewagen)
  • Toyopet Crown (ab 1955, erste Limousine, die in den Export ging und als Toyota-Spitzenmodell fungierte)
  • Toyota Corona (ab 1957, Mittelklassemodelle, die bis 1979 auch in Europa verkauft wurden und dort durch den Carina ersetzt wurden)
  • Toyota Publica (1961-1969, Kleinwagen, der von 1969 bis 1978 als Toyota 1000 vertrieben wurde und in Deutschland erstes Toyota-Einsteigermodell war)
  • Toyota S 800 (ab 1962 als Prototyp und ab 1964 als Serienfahrzeug; erster Sportwagen mit Targa-Dach, 1977 erster Hybridsportwagen mit Antrieb durch Gasturbine)
  • Toyota 2000 GT (ab 1965, erster japanischer Supersportwagen)
  • Toyota Corolla (ab 1966, meistgebautes Auto der Welt, untere Mittelklasse bzw. Kompaktklasse, in Deutschland 2007 durch den Auris ersetzt, heute ist der Corolla als Stufenhecklimousine auch hierzulande wieder im Angebot)
  • Toyota Land Cruiser Station J5 bis J20 (1967-2015, Geländewagen mit langem Radstand)
  • Toyota Hilux (seit 1968, Pickup)
  • Toyota Celica (1970-2005, Sportcoupé der Mittelklasse)
  • Toyota Camry (1982-2005, obere Mittelklasse, in Deutschland Nachfolger des Cressida)
  • Toyota MR2 (1984-2005, Mittelmotor-Sportwagen)
  • Toyota Supra (1986-1997, Sportwagen und bis dahin teuerster und stärkster Toyota auf dem deutschen Markt)
  • Toyota RAV4 (seit 1994, Kompakt-SUV)
  • Toyota Avensis (seit 1997, Mittelklassemodell, Nachfolger des Carina)
  • Toyota Prius (seit 1997, weltweit erster Hybrid-Pkw in Großserie)
  • Toyota Yaris (seit 1998, Nachfolger des Starlet)
  • Toyota Aygo (seit 2005)
  • Toyota Auris (seit 2007, Kompaktklasse)
  • Toyota GT86 (seit 2012, Sportcoupé in Kooperation mit Subaru)
Avatar von spotpressnews
75
Hat Dir der Artikel gefallen? 17 von 17 fanden den Artikel lesenswert.
Diesen Artikel teilen:
75 Kommentare: