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Citroën C3 Picasso und Opel Meriva: Gemeinsame Plattform - Deutsch-Französisches Bündnis trägt spanische Früchte

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Zum Jahresende 2016 wollen Opel und PSA einen gemeinsam entwickelten Minivan auf den Markt bringen. Gebaut wird das Modell im GM-Werk Saragossa.

PSA-Geschäftsführer Philippe Varin (links) und Opel-Aufsichtsratsvorsitzender Steve Girsky bei einer Pressekonferenz im Januar PSA-Geschäftsführer Philippe Varin (links) und Opel-Aufsichtsratsvorsitzender Steve Girsky bei einer Pressekonferenz im Januar Quelle: dpa/Picture Alliance

-Umfangreiches Textupdate -

Paris/Rüsselsheim - Opel und PSA Peugeot Citroën rücken enger zusammen. Nach dem Einkauf, der Logistik und der Entwicklung legen die Hersteller auch die Produktion zusammen. Künftig lassen die Franzosen den Nachfolger ihres Mini-Vans Citroën C3 Picasso im spanischen GM-Werk Saragossa vom Band rollen - gemeinsam mit dem geplanten Folgemodell des Opel Meriva.

Das Ziel der Partner ist klar: die Kosten über höhere Stückzahlen senken, Überkapazitäten abbauen. "Das ist noch kein Durchbruch, aber ein Schritt in die richtige Richtung", sagt Analyst Mario Franjicevic von IHS Global Insight. Die Opel-Werke seien aktuell zu knapp unter 70 Prozent ausgelastet, und alles unter 80 Prozent sei auf Dauer fragwürdig.

"Mit der Schließung des Werks Bochum, dem Bau des C3 Picasso und der Verlagerung des Opel Mokka von Korea nach Europa wird die Auslastung an die 80 Prozent kommen." Und das, obwohl Opel den Familien-Van Zafira vermutlich künftig im Gegenzug bei PSA fertigen lässt.

Noch höhere Einsparungen

General Motors und PSA haben ihre Allianz im Februar 2012 verkündet. GM hält seitdem sieben Prozent an PSA. Seither kooperieren die Hersteller in Einkauf, Logistik und Entwicklung. Ursprünglich peilten die Unternehmen Synergien in Höhe von etwa zwei Milliarden US-Dollar (rund 1,5 Mrd Euro) pro Jahr an.

"Mit der gemeinsamen Fertigung dürften sich die Kostenvorteile insgesamt eher in Richtung zwei Milliarden Euro pro Unternehmen bewegen", schätzt Experte Jürgen Pieper vom Bankhaus Metzler. Die engere Zusammenarbeit sei damit gut für beide Hersteller. Dass Käufer von nahezu gleichen Modellen abgeschreckt werden könnten, glauben Branchenkenner nicht. Das gebe es immer wieder und sei den Kunden zumeist egal.

Eine Million pro Plattform

Autoexperte Ferdinand Dudenhöffer sieht in der engeren Kooperation ein klares Zeichen dafür, dass Opel an einer tragfähigen Lösung für die Zukunft arbeitet: "Alleine haben es beide schwer. Mit höheren Stückzahlen werden Entwicklung und Fertigung deutlich preiswerter. Diese Strategie kann sich auszahlen."

Eigentlich erreicht Opel schon über den GM-Verbund höhere Stückzahlen, vor allem im immer engeren Austausch mit der US-Schwestermarke Buick. Bei Modellen, die nur in Europa verkauft werden, greift nun künftig die deutsch-französische Partnerschaft.

Opel-Chef Karl-Thomas Neumann hatte kürzlich gesagt: "Heutzutage muss jede Architektur eine Auflage von über einer Million haben, sonst rechnet es sich nicht. Wir bauen aber insgesamt in allen Baureihen zusammen nur eine Million Autos."

Minivan-Segment schrumpft

Die Entscheidung ist auch ein gutes Signal für die Opelaner. Denn der Meriva mit 83.000 verkauften Autos 2012 und der C3 Picasso mit 84.700 sind zunehmend Nischenmodelle: Das Minivan-Segment leidet unter einer sinkenden Nachfrage.

"Nur weil wir die Produktion zusammenlegen, können wir das Modell weiter profitabel bauen", betont ein Opel-Sprecher. Die Motoren und Getriebe sowie die Plattform für die Schwesterfahrzeuge kommen von PSA, für die Entwicklung sind die Opel-Ingenieure verantwortlich.

Französische Arbeitnehmervertreter sind allerdings wenig angetan. Sie befürchten, die Aufteilung der Produktion gehe zulasten der Beschäftigung in Frankreich. Die jüngsten Standortgarantien seien lediglich Ablenkungsmanöver.

Auch der Analyst Frank Schwope von der NordLB bleibt beim Thema Arbeitsplätze skeptisch: "Ich glaube schon, dass Opel und PSA den Plan haben, bei dauerhaft roten Zahlen noch ein Werk zu schließen." Gefahren sieht er vor allem durch Konkurrenz aus Korea und Japan, in einigen Jahren auch aus China.

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