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Fünf europäische Städte wollen Fußgängerzonen ausbauen - Autos raus aus der Innenstadt

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Verglichen mit der Größe des Straßennetzes für Autos sind Fußgängerzonen in europäischen Städten winzig. Doch künftig sollen sie in vielen Metropolen die gesamte Innenstadt umfassen. Fünf Beispiele.

Paris zur Tour de France 2015 mit gesperrten Straßen: Ab 2020 ist ein generelles Verbot von Dieselautos und die Beschränkung der Fahrterlaubnis auf Anwohner und Lieferanten in bestimmten Vierteln angedacht Paris zur Tour de France 2015 mit gesperrten Straßen: Ab 2020 ist ein generelles Verbot von Dieselautos und die Beschränkung der Fahrterlaubnis auf Anwohner und Lieferanten in bestimmten Vierteln angedacht Quelle: picture alliance / dpa

Köln - Autos stinken, nehmen Fußgängern den Platz weg und stören auch noch das Stadtbild. Kommunen in aller Welt setzen daher auf drastische Maßnahmen gegen den wachsenden Fahrzeugverkehr – allen voran Peking, wo die Megastaus schon seit Jahren nicht nur mit Zulassungs-Lotterien, sondern auch mit tageweisen Fahrverboten bekämpft werden. Fast schon skurril etwa mutet der Zwangsstopp anhand der letzten Zahl auf dem Kennzeichen an; an einigen Tagen dürfen nur Autos mit geraden, an anderen nur solche ungeraden Nummern fahren. Doch auch in Europa gewinnen solche Aktionen an Popularität. Wir haben die fünf größten Städte mit Auto-Stopp-Plänen gesammelt.

Madrid (3,17 Millionen Einwohner)

„Fußgänger zuerst!“, heißt es in Madrid seit rund zwei Jahren. Autos hingegen sollen möglichst aus dem Stadtzentrum verschwinden. Schon heute dürfen in bestimmten Bezirken nur noch Anwohner oder Inhaber einer Parkberechtigung fahren. Aktuell umfasst das Sperrgebiet rund 3,5 Quadratkilometer – etwa die Größe des Central Parks in New York. Künftig soll das Gebiet noch einmal um rund ein Viertel wachsen. Parallel zum Aussperren von Pkw soll die Zahl der Buslinien ausgebaut werden.

Paris (2,24 Millionen Einwohner)

Frankreichs Hauptstadt hat gute Erfahrungen mit kurzfristigen Fahrverboten. Die erste Auflage im Frühjahr 2014 hat die Luft- und Lebensqualität deutlich verbessert. Damals durften keine Autos fahren, deren Nummernschild mit einer ungeraden Zahl endete. Im September 2015 gab es eine Wiederholung der Aktion, künftig soll das regelmäßig erfolgen. Die Pläne der Bürgermeisterin gehen jedoch noch weiter. So sind für 2020 ein generelles Verbot von Dieselautos und die Beschränkung der Fahrterlaubnis auf Anwohner und Lieferanten in bestimmten Vierteln angedacht.

Mailand (1,32 Millionen Einwohner)

Die zweitgrößte Stadt Italiens will ihr historisches Zentrum langfristig zur kompletten Fußgängerzone machen. Starten will man zunächst mit der Piazza della Scala vor dem weltberühmten Opernhaus, dann sollen weitere Plätze folgen und langsam zu einer Riesen-Fußgängerzone zusammenwachsen. Dadurch soll auch die Schönheit der Stadt neu erstrahlen, die sich in der ästhetischen Wahrnehmung oft im Schatten anderer italienischer Metropolen wähnt. Bei der Umsetzung helfen sollen auch die guten Erfahrungen, die man bereits mit der Stadtmaut und Fahrverboten für alte Autos gesammelt hat.

Brüssel (1,14 Millionen Einwohner)

Europas Hauptstadt zählt auf dem Kontinent zu den stauträchtigsten. Die Kommune plant daher, einen der zentralen Boulevards komplett für den Autoverkehr zu sperren. Dadurch würde eine der wichtigsten Achsen in der Innenstadt rund um den bevölkerten Grand Place/Grote Markt zur Fußgängerzone. Ob das Vorhaben durchdacht ist, ist jedoch umstritten. Kritiker befürchten eine Verlagerung des Verkehrs auf andere Straßen – und in der Folge noch mehr Staus.

Oslo (640.000 Einwohner)

Schon 2019 sollen keine privaten Pkw mehr in der Innenstadt der norwegischen Hauptstadt fahren dürfen. So zumindest sehen es noch nicht weiter bekannte Pläne der Verwaltung vor. Im Gegenzug soll der Öffentliche Nahverkehr ausgebaut und das Radwegenetz verbessert werden.

Kritik gibt es wie in allen genannten Städten vor allem von den örtlichen Händlern, die Umsatzeinbußen befürchten, wenn die Kundschaft nicht mehr direkt am Geschäft parken kann. Zahlreiche Studien legen aber auch eine gegenteilige Sichtweise nahe. Vor allem in den USA haben Städte gute Erfahrungen mit den dort erst seit kurzem populären Fußgängerzonen gemacht: Häufig lassen die Leute sogar mehr Geld in Restaurants, Boutiquen und Bars als zuvor.

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