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Paraffine verkleben Injektoren – alles nur Märchen ?!

Themenstarteram 23. Oktober 2007 um 16:13

Stöbert man in den einschlägigen Foren, stößt man auch heute noch am laufenden Band auf User, die von verstopften Keihin Injektoren berichten. Ich gehörte bei meiner zweiten Umrüstung (Mazda) selbst zu der Fraktion, die 3x wechseln lassen musste. Andere Injektor-Hersteller, z. B. BRC, sind nicht oder wenig betroffen.

Als Ursache wird gerne mit Paraffin verunreinigtes Gas genannt. Alternativ sollen auch im falschen Winkel angebrachte Rails (horizontal oder mit dem Ausgang nach oben) schuld sein.

Was ist dran an den Geschichten? Wahrheitsfindung Punkt 1) Paraffin löst sich aufgrund der chemischen Ähnlichkeit prima in Flüssiggas, ist aber bei Zimmertemperatur fest und sollte somit im Verdampfer ausflocken, spätestens aber im Filter hängen bleiben. Auch wenn kleine Anteile der Paraffine den Filter passieren, ist es unter physikochemischen Gesichtspunkten ziemlich unwahrscheinlich, dass sie bei der herrschenden hohen Fließgeschwindigkeit gerade in den Injektordüsen hängen bleiben. Punkt 2) Rails werden in anderen Ländern mit weitaus höherer Erfahrung im Anlagenbau notorisch horizontal eingebaut. Dem Gas ist es vollkommen egal ob es von oben nach unten oder umgekehrt fließt. Punkt 3) Injektoren unterschiedlicher Hersteller sind in stark unterschiedlichem Ausmaß betroffen.

Interessant wird es, wenn man weiter stöbert und auf Nachrichten von „geheimen“ Gutachten aus dem Hause Prins stößt. Da hört man von zerstörten Gummidichtungen in Injektoren, die interessanterweise von Aceton ruiniert worden sind.

Aceton ist ebenso wie die Paraffine Bestandteil von Rohöl, hat aber einen viel tiefer liegenden Siedepunkt (56°C) als die Paraffine und sollte daher weniger leicht durch Tieftemperatur-Destillation von Propan und Butan abtrennbar sein. Im Gegensatz zu den chemisch weitgehend unreaktiven Paraffinen kann man Aceton als amphiphiles Lösungsmitteln auffassen, das wunderbar Gummi und Kunsstoffe angreift (schon mal mit Nagellackentferner Kunststoff zu reinigen versucht?).

Liegt hier der Übeltäter? Die Wahrscheinlichkeit ist hoch. Lösungsvorschläge wären dann relativ einfach: Injektoren konstruieren, die gegen Aceton resistent sind, alternativ – besser zusätzlich – Flüssiggas auf den Aceton-Gehalt analysieren lassen und gegebenenfalls einen zusätzlichen Reinigungsschritt für Aceton in die Aufreinigung integrieren. Da Aceton (2-Propanon) aufgrund seiner physikochemischen Eigenschaften in der Butan-Fraktion angereichert sein müsste, chemisch aber sehr verschieden von Butan ist, wäre das kein großer technischer Aufwand.

Hoffen wir dass sich etwas tut in dieser Richtung.

Gruß flojanika

Beste Antwort im Thema
Themenstarteram 23. Oktober 2007 um 16:13

Stöbert man in den einschlägigen Foren, stößt man auch heute noch am laufenden Band auf User, die von verstopften Keihin Injektoren berichten. Ich gehörte bei meiner zweiten Umrüstung (Mazda) selbst zu der Fraktion, die 3x wechseln lassen musste. Andere Injektor-Hersteller, z. B. BRC, sind nicht oder wenig betroffen.

Als Ursache wird gerne mit Paraffin verunreinigtes Gas genannt. Alternativ sollen auch im falschen Winkel angebrachte Rails (horizontal oder mit dem Ausgang nach oben) schuld sein.

Was ist dran an den Geschichten? Wahrheitsfindung Punkt 1) Paraffin löst sich aufgrund der chemischen Ähnlichkeit prima in Flüssiggas, ist aber bei Zimmertemperatur fest und sollte somit im Verdampfer ausflocken, spätestens aber im Filter hängen bleiben. Auch wenn kleine Anteile der Paraffine den Filter passieren, ist es unter physikochemischen Gesichtspunkten ziemlich unwahrscheinlich, dass sie bei der herrschenden hohen Fließgeschwindigkeit gerade in den Injektordüsen hängen bleiben. Punkt 2) Rails werden in anderen Ländern mit weitaus höherer Erfahrung im Anlagenbau notorisch horizontal eingebaut. Dem Gas ist es vollkommen egal ob es von oben nach unten oder umgekehrt fließt. Punkt 3) Injektoren unterschiedlicher Hersteller sind in stark unterschiedlichem Ausmaß betroffen.

Interessant wird es, wenn man weiter stöbert und auf Nachrichten von „geheimen“ Gutachten aus dem Hause Prins stößt. Da hört man von zerstörten Gummidichtungen in Injektoren, die interessanterweise von Aceton ruiniert worden sind.

Aceton ist ebenso wie die Paraffine Bestandteil von Rohöl, hat aber einen viel tiefer liegenden Siedepunkt (56°C) als die Paraffine und sollte daher weniger leicht durch Tieftemperatur-Destillation von Propan und Butan abtrennbar sein. Im Gegensatz zu den chemisch weitgehend unreaktiven Paraffinen kann man Aceton als amphiphiles Lösungsmitteln auffassen, das wunderbar Gummi und Kunsstoffe angreift (schon mal mit Nagellackentferner Kunststoff zu reinigen versucht?).

Liegt hier der Übeltäter? Die Wahrscheinlichkeit ist hoch. Lösungsvorschläge wären dann relativ einfach: Injektoren konstruieren, die gegen Aceton resistent sind, alternativ – besser zusätzlich – Flüssiggas auf den Aceton-Gehalt analysieren lassen und gegebenenfalls einen zusätzlichen Reinigungsschritt für Aceton in die Aufreinigung integrieren. Da Aceton (2-Propanon) aufgrund seiner physikochemischen Eigenschaften in der Butan-Fraktion angereichert sein müsste, chemisch aber sehr verschieden von Butan ist, wäre das kein großer technischer Aufwand.

Hoffen wir dass sich etwas tut in dieser Richtung.

Gruß flojanika

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ich bin auch der Meinung, dass meine Keihin-Magnetventile von der Prins VSI an Verstopfung leiden (gelitten haben)

 

+ bei Temp. unter 7°C hatte ich irgendwann schlechte Gasannahme nach dem Umschalten auf LPG

+ irgendwann war es so schlimm, dass bei 0°C mit kalten Rails nichts mehr ging. Ich muste ca. 20km auf Benzin fahren, bis die Rails durch die Motorabwärme warm geworden sind, dann hatte ich keine Probleme mehr

+ das ganze konnte ich umgehen, indem ich bei kalten Temperaturen mit einem Haarfön die Rails auf ca. 20°C erwärmt habe. Danach Motor angelassen, losgefahren, nach ca. 3km auf Gas umgeschaltet und es ging sofort. Funktionierte auch bei -15°C. Nächster Morgen der Gegentest ohne erwärme Rails: nach dem Umschalten sofort Leistungseinbruch, stottern des Motors und Fehlermeldungen.

 

Nachdem mit niemand helfen konnte hab ich die Rails ausgebaut und mehrfach mit Benzin ausgespült. Vorgestern konnte ich zm ersten mal testen, weil es 0°C hatte, sonst gab es da IMMER Probleme: keine Probs mehr

 

Das Vierkantprofil, wo die Rails alle drinstecken (Eingangsseitig) , war innen auch klebrig

 

Was könnte das sonst sein, außer Parafin, was in den Rails war?

 

Grüße,

Eric

Was mich mal interessieren würde. Hat jemand diese Probleme und nutzt gleichzeitig TunAp 164 ? Das Zeug besteht zum größten Teil aus Rohbenzin. Könnte das verklebte Rails/Injektoren wieder säubern, auch wenn die Menge im Gasstrom gering ist? Paraffine sind ja löslich in Benzin.

Ich glaube zwar nicht, das TunAp die Ventile schützt, aber eine solche Reinigungswirkung könnte ich mir schon vorstellen.

 

Gruß

Peter

am 23. Oktober 2007 um 20:39

ich fahre jetzt den 2. (anstehenden) Winter mit meiner Zavoli Alisei Gasanlage insgesamt jetzt schon 70000km auf LPG, aber verklebte Rails mit eventuellen Leistungseinbrüchen und mieser gasannahme wie bei eric, hatte ich noch nie zu verzeichnen.

hatte den umrüster wegen verklebten rails auch schon mal befragt.

er meinte, daß er schon mal verklebte rails hatte und diese nach reinigung wieder eingebaut hat, aber dies äußerst selten vorkommt.

Es reicht wenn es ab und zu vorkommt. Verklebte Rails wären übrigens auch ein guter Grund, wieso ein Motor wegen "Magersucht" verreckt. Einspritzzeit gleich, Dosiermenge geht runter, irgendwann war es das mit dem Lambda-Korrekturfenster und schon ist langsam aber sicher das Auslassventil verbrannt.

Mich würde eher interessieren, aus welchem Material die Rails bestehen. Wenn nur Gummi (Centartikel) angegriffen würde und aufquillt, das könnte man problemlos durch Viton ersetzen (10-Cent-Artikel), denn FKM-Elastomere sind beliebig acetonbeständig. Verkleben die Rails physikalisch mit Paraffin ist durch Viton alleine nicht viel zu wollen, weil es die Paraffinablagerungen nicht verhindern kann.

Solange Rails mit (z.B. Feuerzeug-) Benzin zu reinigen sind, würde ich übrigens auf Paraffin tippen und Aceton als Ursache ausschließen wollen. Butan von Paraffinen zu reinigen ist auch nicht wirklich kompliziert, eine Destillation würde reichen um die Schwerfraktion abzutrennen.

Laut meinem Serviceheft sind die Rails alle 60.000 km zu reinigen... wohl auch wegen der Verstopfungsgefahr.

Etwas kommt wohl immer durch den Gasfilter.

Themenstarteram 24. Oktober 2007 um 13:39

Zitat:

Original geschrieben von GaryK

Es reicht wenn es ab und zu vorkommt. Verklebte Rails wären übrigens auch ein guter Grund, wieso ein Motor wegen "Magersucht" verreckt.

Die Gefahr besteht! Da geht ja auch sofort die MKL an.

 

Zitat:

Solange Rails mit (z.B. Feuerzeug-) Benzin zu reinigen sind, würde ich übrigens auf Paraffin tippen und Aceton als Ursache ausschließen wollen. Butan von Paraffinen zu reinigen ist auch nicht wirklich kompliziert, eine Destillation würde reichen um die Schwerfraktion abzutrennen.

Auch Deiner Meinung. Aber die Keihin - Rails in den oben beschriebenen Fällen werden immer komplett gegen neue getauscht und dann zu Prins geschickt. Es wird nicht der Versuch gemacht sie mit Benzin zu reinigen. Spricht gegen Paraffin.

Gruß flojanika

Themenstarteram 24. Oktober 2007 um 14:29

Zitat:

[Laut meinem Serviceheft sind die Rails alle 60.000 km zu reinigen... wohl auch wegen der Verstopfungsgefahr.

Etwas kommt wohl immer durch den Gasfilter.

Habe bei meiner BRC - Anlage bei der 100TKm Inspektion auch nach den Rails gefragt. Bei BRC werden sie nicht gereinigt.

Gruß flojanika

Zitat:

 

Auch Deiner Meinung. Aber die Keihin - Rails in den oben beschriebenen Fällen werden immer komplett gegen neue getauscht und dann zu Prins geschickt. Es wird nicht der Versuch gemacht sie mit Benzin zu reinigen. Spricht gegen Paraffin.

Gruß flojanika

Das scheint aber an deren Bauweise zu liegen, genau das sagte mein Umrüster nämlich auch, Bigas Injektoren können ausgebaut und im Ultraschallbad gereinigt werden. Bei Prins müssen neue rein, wenn die irgendwann mal verschmutzt sein sollten.

am 25. Oktober 2007 um 8:24

Zitat:

Original geschrieben von GaryK

Es reicht wenn es ab und zu vorkommt. Verklebte Rails wären übrigens auch ein guter Grund, wieso ein Motor wegen "Magersucht" verreckt. Einspritzzeit gleich, Dosiermenge geht runter, irgendwann war es das mit dem Lambda-Korrekturfenster und schon ist langsam aber sicher das Auslassventil verbrannt.

Mich würde eher interessieren, aus welchem Material die Rails bestehen. Wenn nur Gummi (Centartikel) angegriffen würde und aufquillt, das könnte man problemlos durch Viton ersetzen (10-Cent-Artikel), denn FKM-Elastomere sind beliebig acetonbeständig. Verkleben die Rails physikalisch mit Paraffin ist durch Viton alleine nicht viel zu wollen, weil es die Paraffinablagerungen nicht verhindern kann.

Solange Rails mit (z.B. Feuerzeug-) Benzin zu reinigen sind, würde ich übrigens auf Paraffin tippen und Aceton als Ursache ausschließen wollen. Butan von Paraffinen zu reinigen ist auch nicht wirklich kompliziert, eine Destillation würde reichen um die Schwerfraktion abzutrennen.

ist ziemlich egal, ob die Dichtungen in den Rails mit Gummi oder Viton gemacht sind. Beide Materialien werden definitiv durch Aceton zersetzt. Es gibt allerdings (teure) Nachbehandlungen für Viton-Dichtungen, um diese chemikalienresistenter zu machen.

Da wäre man aber eher im Euro-Bereich für eine Dichtung und sowas wird sicher nicht verbaut.

Viton wird _ganz_ sicher nicht von kleinen Mengen Aceton als Verunreinigung von Autogas angegriffen. Um Viton zu ruinieren braucht es härtere Geschütze wie z.B. Tetrahydrofuran, Dimethylformamid & Co.

Themenstarteram 25. Oktober 2007 um 14:24

Zur Not kann man auch einen Abstecher in die HPLC (Hochdruckflüssigkeitschromatographie) machen. Da findet man genug Dichtungen die gegen alles mögliche stabil sind. Bin jetzt nur zu faul um nachzuschauen.

Gruß flojanika

Also Viton und Hypalon sollten eigentlich ziemlich resistent gegen alles im Motorbereich sein....

am 26. Oktober 2007 um 8:31

Viton löst sich zwar ganz wunderbar in Aceton auf (kann man auch auf wikipedia nachlesen), die Frage ist aber, ob Aceton als Verunreinigung zu einer Schädingung der Dichtung führen kann. Soviel kann ich aus persönlicher Erfahrung sagen: eine Viton Dichtung, die längere Zeit dem Dampfdruck von Aceton (200 mbar) ausgesetzt ist, quillt innerhalb von einigen Tagen auf und wird undicht. Bei 1 Promille Acetonverunreinigung im Autogas hätte man einen Acetonpartialdruck von etwa 2 mbar (bei einem Druck hinter dem Verdampfer von 1 bar).

Kann also durchaus sein, dass das "Verkleben" der Rails durch Paraffine (wie oft erzählt)gar nicht vorkommt, sondern tatsächlich die verwendeten Dichtungen durch Aceton geschädigt und nach längerer Zeit undicht werden. Viton hält möglicherweise etwas länger als gewöhnliche Gummidichtungen durch, aber auf Dauer ist das wohl auch nichts...Läge allerdings die Verunreinigung durch Aceton nur im ppm Bereich, dürfte wohl kaum irgendeine Dichtung durch das Aceton zersetzt werden...

Dann eben Hypalon...:) Oder hält das etwa auch nicht? Kann ich mir eher nicht vorstellen....

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