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Ein Crash Test privater Natur

Mercedes A-Klasse W176
Themenstarteram 9. August 2014 um 19:49

Düsseldorf, Mitte der Stadt, Mitte August, Mitte Freitag.

Es regnet ausnahmsweise nicht. Der Verkehr ist dicht, da alle irgendwohin fahren, um irgendwas Weltbewegendes zu tun. Weil ich mit Weltbewegendem nicht weniger als alle Anderen zu tun habe, mache ich auch mit.

Eine Kreuzung, drei Spuren pro Fahrtrichtung quer, zwei Spuren pro Fahrtrichtung längs, dazwischen Straßenbahnspuren.

Ich stehe an der Ampel in der ersten Reihe der linken Spur in der Richtung mit zwei Spuren pro Fahrtrichtung. Keiner hätte es geglaubt, aber nach Rot kommt Gelb und danach Grün. Nur anfahren kann ich nicht, da ich noch zwei Quernachzügler, die bei Orange fahren, durchlassen muss.

Circa 3-4 Sekunden nach dem Anfang der Grünphase ist der Weg frei. Ich konzentriere meine Aufmerksamkeit auf die Situation vor mir, da meine Spur hinter der Kreuzung verstopft ist und ich mir überlegen muss, ob ich doch an der Ampel stehen bleiben soll, um mitten in der rechten Querspur nicht stehen zu bleiben. In dem Moment fahren die Fahrzeuge in meiner Spur hinter der Kreuzung vor, sodass es genug Platz für 2-3 Fahrzeuge entsteht und ich fahre mitten in der Grünphase an. Schnell, aber ohne Vollgas.

Plötzlich durchquert ein Fahrzeug meine Fahrspur in der mittleren Querspur der (von mir aus) Rechtsrichtung und direkt vor mir erscheint ein Weiteres. Ich fange an zu bremsen und mit ca. 20-25 km/h erwische dieses Fahrzeug auf der Höhe des rechten Vorderrades / der A-Säule. Es fühlt sich wie in einem Videospiel an. Ich sehe und höre, was passiert, aber mein Körper spürt keinen Aufprall. Die Fahrgastzelle bleibt absolut unbeschädigt.

Während die Wucht des Aufpralls das von mir getroffene Fahrzeug leicht nach links dreht, weicht noch ein (dritter) Nachzügler in die linke Spur der Querrichtung aus und fährt weiter, ohne anzuhalten.

So bleibt das von mir getroffene Fahrzeug in der linken Spur und meins in der mittleren Spur der (von mir aus) Rechtsrichtung des Querverkehrs stehen. Beide diagonal zur Verkehrsrichtung.

Es ist vorbei. Stille, Stillstand, still bleiben.

Ich schaue nach vorne, sehe die ausgelöste Airbags des von mir getroffenen Autos. Zu ihm laufen viele Menschen, machen die Fahrertür auf, befreien die ca. 20-jährige Fahrerin.

Meine Airbags wurden aufgrund der Geschwindigkeit unter 30 km/h nicht ausgelöst, was mir einen Schlag ins Gesicht ersparte. Ich schaue mich in meinem Fahrzeug um, kontrolliere, ob mit meinem Körper alles stimmt, schalte die Warnblinkanlage ein, nehme mein Portemonnaie aus der Fahrertürtasche und mein Handy aus dem Mitteltunnel-Multimediafach heraus. Danach schnalle ich mich ab, mache die Fahrertür auf und steige aus. Keiner kommt zu meinem Auto, keiner kommt auf mich zu.

Ich versuche die Ruhe zu bewahren, schaue mich um, ob der nachkommende Verkehr den Unfall wahrgenommen hat und suche die Fahrerin des von mir getroffenen Autos.

Sie steht umrundet von ca. einem Dutzend Menschen, meistens Frauen.

Ich komme auf sie mit der Frage zu, ob sie verletzt ist. Sie steht weinend, zitternd und antwortet nicht. Ich frage die Passanten, ob jemand einen Krankenwagen gerufen hat. Nachdem die Frage bejaht wurde, hacke ich weiter nach, wie es mit dem Rufen der Polizei aussieht. Ebenfalls erledigt. Ich versuche, die Fahrerin zu trösten, dass Hauptsache ihr nichts passiert ist und den Rest die Versicherung übernimmt.

Eine der Zeugen, eine ca. 50-jährige Frau meint zu mir, ich sei aber wie ein Verrückter gefahren. Ich versuche, den Kopf klar zu kriegen und antworte, dass mein Auto über 360 PS und einen lauten Auspuff hat, sodass bei Manchen der Eindruck entstehen kann, dass ich schnell fahre, selbst, wenn ich mit Schrittgeschwindigkeit rolle. Ich erspare ihr die Erklärung, dass ich in der Stadt meistens im S-Modus fahre, sobald die Betriebstemperaturen erreicht sind. Dabei geht es mir nicht um die akustische Präsenz, sondern um einen direkten Draht zum Fahrzeug, ohne verzögerte Gasannahme im C-Modus.

In dem Moment kommt der Krankenwagen und das Mädel wird behandelt. Einer der Sanitäter kommt auf mich zu und stellt mir eine Frage, die mir an dem Tag zum ersten Mal gestellt wird: wie es mir geht.

Verkehrskaos. Eine Menge Autos, Menschenmenge, Unmenge an Geräuschen.

Zum Martinshorn des Krankenwagens kommt der der Polizei dazu. Ein Motorradpolizist ist da. Während er parkt und danach die Unfallstelle fotografiert, stehe ich in der Menschenmenge. Die Fahrerin des von mir getroffenen Autos ist im Krankenwagen verschwunden, eine edel angezogene 35-40-jährige Frau spricht mich an und meinte, sie sei neben dem Mädel gefahren und habe alles gut sehen können, das Mädel sei bei Dunkelrot gefahren. Ein ca. 35-jähriger Fußgänger kommt auf uns zu uns sagt das Gleiche. Eine ca. 50-jährige Frau, die offenbar zusammen mit der Frau unterwegs war, die mir vorgeworfen hat, zu schnell gefahren zu sein, meint, ich hätte nicht wie ein Verrückter fahren sollen. Ich antworte nichts. Ich fahre ein einigermaßen teueres und lautes Auto, ich bin ein Mann, selbst wenn ich gleich ein paar süße Welpen aus einem brennenden Haus retten würde, bin ich für sie trotzdem ein Völkermörder und Kindervergewaltiger.

Ich gehe um mein Auto herum, mache Fotos und inspiziere den Schaden. Die vordere Stossstange hat sich nach rechts gewickelt und hängt auf der Höhe des rechten Kotflügels an einem Streifen Plastik, die Scheinwerfer sind ganz, genauso wie die Kotflügel und die Motorhaube. Aber sie wurden aufeinander geschoben. Links tropft etwas ein wenig.

Der Polizist kommt auf mich zu, fragt mich, ob mein Auto fahrbereit sei und bittet mich, wenn es der Fall sei, mein Auto ein Stück weiter zu fahren, um die Fahrbahn zu räumen und dem Abschlepper des von mir getroffenen Autos Platz zu machen. Ich befestige die vordere Stossstange so gut es geht an ihrem ursprünglichen Platz und steige in mein Auto. Ich mache die Fahrertür zu, schnalle mich an, mache die Warnblinkanlage aus und starte den Motor. Das Auto springt sofort an, im zentralen Display erscheint eine Meldung, dass die 4-Martic sowie die Abstandsregelung nicht verfügbar sind. Ich betätige den Rechtsblinker, schaue mich um und fahre an. Das Auto fährt sich ganz normal, keine komischen Geräusche oder etwas Ähnliches. Wenn man mit verbundenen Augen eingestiegen wäre, wäre man beim Fahren niemals auf den Gedanken gekommen, am Steuer eines Unfallwagens zu sitzen.

Vorgefahren ein paar Dutzend Meter halte ich an, schalte die Warnblinkanlage wieder an, mache den Motor aus, schnalle mich ab, steige aus, schliesse das Auto ab und gehe zum Polizisten.

Er fragt nach dem Führer- und dem Fahrzeugschein. Ich händige diese aus und während der Polizist die Formulare ausfüllt, rede mit der edel angezogenen Frau. Die Menschenmenge wird geringer, der Krankenwagen fährt weg, die Zeugen verlassen die Unfallstelle.

Der Polizist ruft mich und reicht mir meine Unterlagen. Danach klärt er mich bezüglich der Situation auf. Es gäbe fünf Zeugen, drei von denen meinen, das Mädel sei bei Rot und ich bei Grün gefahren, zwei dagegen, dass sowohl das Mädel, als auch ich bei Grün gefahren sind, ich allerdings zwischen „sehr sportlich“ und „wie ein Berserker“ gefahren sei. Deshalb sehe es folgendermaßen aus: Es gäbe einen Verkehrsunfall mit Personenschaden (das Mädel), es könne sein, dass die gegnerische Versicherung versuchen würde, mir die Teilschuld in die Schuhe zu schieben.

Danach verabschiedet sich der Polizist und verlässt die Unfallstelle.

Die Bühne nach der Show. Die Strasse wird leer, Leere in meinem Kopf, mein Auto im Leelauf.

Ich fahre vorsichtig an, überlege mir, wie ich am schnellsten Wege in die Werkstatt komme. Ich fahre betont ruhig, mein Auto erzeugt mehr Aufmerksamkeit, als ein Bugatti Veyron. Mitleidig nickende Mercedes-Fahrer, neugierig schauende Jugendliche, Schadenfreude in jedem dritten Gesicht. Nach circa 20 Minuten komme ich in die Werkstatt. Der Parkplatzwächter meint, Unfallfahrzeuge sollen nicht vor dem Eingang stehen, was ich auch selbst für richtig halte, und lotst mich zum Tor der Werkstatt.

Ich melde mich am Empfang, ungefähr eine Minute später kommt ein sehr netter Meister auf mich zu, mit dem ich bereits vorher zu tun hatte. Der Schaden wird aufgenommen und begutachtet (12000-15000 Euro, Genaueres werde der Gutachter ermitteln, die Reparatur nehme nicht unter zwei Wochen in Anspruch). Nach geschätzt 20 Minuten steige ich in einen Ersatz-GLA 250 4Matic in fast Vollausstattung und fahre weiter Weltbewegendes vollbringen.

Der Tag neigt sich dem Ende zu. Später Abend, verspätete Nackenschmerzen, Spätschicht im Krankenhaus.

Der Nacken wird untersucht und geröntgt, ein sehr netter Chirurg bescheinigt mir ein leichtes Schleudertrauma. Hoffentlich geht es dem Mädel nicht schlechter.

Das Leben geht zum Glück weiter.

 

 

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Themenstarteram 9. August 2014 um 19:49

Düsseldorf, Mitte der Stadt, Mitte August, Mitte Freitag.

Es regnet ausnahmsweise nicht. Der Verkehr ist dicht, da alle irgendwohin fahren, um irgendwas Weltbewegendes zu tun. Weil ich mit Weltbewegendem nicht weniger als alle Anderen zu tun habe, mache ich auch mit.

Eine Kreuzung, drei Spuren pro Fahrtrichtung quer, zwei Spuren pro Fahrtrichtung längs, dazwischen Straßenbahnspuren.

Ich stehe an der Ampel in der ersten Reihe der linken Spur in der Richtung mit zwei Spuren pro Fahrtrichtung. Keiner hätte es geglaubt, aber nach Rot kommt Gelb und danach Grün. Nur anfahren kann ich nicht, da ich noch zwei Quernachzügler, die bei Orange fahren, durchlassen muss.

Circa 3-4 Sekunden nach dem Anfang der Grünphase ist der Weg frei. Ich konzentriere meine Aufmerksamkeit auf die Situation vor mir, da meine Spur hinter der Kreuzung verstopft ist und ich mir überlegen muss, ob ich doch an der Ampel stehen bleiben soll, um mitten in der rechten Querspur nicht stehen zu bleiben. In dem Moment fahren die Fahrzeuge in meiner Spur hinter der Kreuzung vor, sodass es genug Platz für 2-3 Fahrzeuge entsteht und ich fahre mitten in der Grünphase an. Schnell, aber ohne Vollgas.

Plötzlich durchquert ein Fahrzeug meine Fahrspur in der mittleren Querspur der (von mir aus) Rechtsrichtung und direkt vor mir erscheint ein Weiteres. Ich fange an zu bremsen und mit ca. 20-25 km/h erwische dieses Fahrzeug auf der Höhe des rechten Vorderrades / der A-Säule. Es fühlt sich wie in einem Videospiel an. Ich sehe und höre, was passiert, aber mein Körper spürt keinen Aufprall. Die Fahrgastzelle bleibt absolut unbeschädigt.

Während die Wucht des Aufpralls das von mir getroffene Fahrzeug leicht nach links dreht, weicht noch ein (dritter) Nachzügler in die linke Spur der Querrichtung aus und fährt weiter, ohne anzuhalten.

So bleibt das von mir getroffene Fahrzeug in der linken Spur und meins in der mittleren Spur der (von mir aus) Rechtsrichtung des Querverkehrs stehen. Beide diagonal zur Verkehrsrichtung.

Es ist vorbei. Stille, Stillstand, still bleiben.

Ich schaue nach vorne, sehe die ausgelöste Airbags des von mir getroffenen Autos. Zu ihm laufen viele Menschen, machen die Fahrertür auf, befreien die ca. 20-jährige Fahrerin.

Meine Airbags wurden aufgrund der Geschwindigkeit unter 30 km/h nicht ausgelöst, was mir einen Schlag ins Gesicht ersparte. Ich schaue mich in meinem Fahrzeug um, kontrolliere, ob mit meinem Körper alles stimmt, schalte die Warnblinkanlage ein, nehme mein Portemonnaie aus der Fahrertürtasche und mein Handy aus dem Mitteltunnel-Multimediafach heraus. Danach schnalle ich mich ab, mache die Fahrertür auf und steige aus. Keiner kommt zu meinem Auto, keiner kommt auf mich zu.

Ich versuche die Ruhe zu bewahren, schaue mich um, ob der nachkommende Verkehr den Unfall wahrgenommen hat und suche die Fahrerin des von mir getroffenen Autos.

Sie steht umrundet von ca. einem Dutzend Menschen, meistens Frauen.

Ich komme auf sie mit der Frage zu, ob sie verletzt ist. Sie steht weinend, zitternd und antwortet nicht. Ich frage die Passanten, ob jemand einen Krankenwagen gerufen hat. Nachdem die Frage bejaht wurde, hacke ich weiter nach, wie es mit dem Rufen der Polizei aussieht. Ebenfalls erledigt. Ich versuche, die Fahrerin zu trösten, dass Hauptsache ihr nichts passiert ist und den Rest die Versicherung übernimmt.

Eine der Zeugen, eine ca. 50-jährige Frau meint zu mir, ich sei aber wie ein Verrückter gefahren. Ich versuche, den Kopf klar zu kriegen und antworte, dass mein Auto über 360 PS und einen lauten Auspuff hat, sodass bei Manchen der Eindruck entstehen kann, dass ich schnell fahre, selbst, wenn ich mit Schrittgeschwindigkeit rolle. Ich erspare ihr die Erklärung, dass ich in der Stadt meistens im S-Modus fahre, sobald die Betriebstemperaturen erreicht sind. Dabei geht es mir nicht um die akustische Präsenz, sondern um einen direkten Draht zum Fahrzeug, ohne verzögerte Gasannahme im C-Modus.

In dem Moment kommt der Krankenwagen und das Mädel wird behandelt. Einer der Sanitäter kommt auf mich zu und stellt mir eine Frage, die mir an dem Tag zum ersten Mal gestellt wird: wie es mir geht.

Verkehrskaos. Eine Menge Autos, Menschenmenge, Unmenge an Geräuschen.

Zum Martinshorn des Krankenwagens kommt der der Polizei dazu. Ein Motorradpolizist ist da. Während er parkt und danach die Unfallstelle fotografiert, stehe ich in der Menschenmenge. Die Fahrerin des von mir getroffenen Autos ist im Krankenwagen verschwunden, eine edel angezogene 35-40-jährige Frau spricht mich an und meinte, sie sei neben dem Mädel gefahren und habe alles gut sehen können, das Mädel sei bei Dunkelrot gefahren. Ein ca. 35-jähriger Fußgänger kommt auf uns zu uns sagt das Gleiche. Eine ca. 50-jährige Frau, die offenbar zusammen mit der Frau unterwegs war, die mir vorgeworfen hat, zu schnell gefahren zu sein, meint, ich hätte nicht wie ein Verrückter fahren sollen. Ich antworte nichts. Ich fahre ein einigermaßen teueres und lautes Auto, ich bin ein Mann, selbst wenn ich gleich ein paar süße Welpen aus einem brennenden Haus retten würde, bin ich für sie trotzdem ein Völkermörder und Kindervergewaltiger.

Ich gehe um mein Auto herum, mache Fotos und inspiziere den Schaden. Die vordere Stossstange hat sich nach rechts gewickelt und hängt auf der Höhe des rechten Kotflügels an einem Streifen Plastik, die Scheinwerfer sind ganz, genauso wie die Kotflügel und die Motorhaube. Aber sie wurden aufeinander geschoben. Links tropft etwas ein wenig.

Der Polizist kommt auf mich zu, fragt mich, ob mein Auto fahrbereit sei und bittet mich, wenn es der Fall sei, mein Auto ein Stück weiter zu fahren, um die Fahrbahn zu räumen und dem Abschlepper des von mir getroffenen Autos Platz zu machen. Ich befestige die vordere Stossstange so gut es geht an ihrem ursprünglichen Platz und steige in mein Auto. Ich mache die Fahrertür zu, schnalle mich an, mache die Warnblinkanlage aus und starte den Motor. Das Auto springt sofort an, im zentralen Display erscheint eine Meldung, dass die 4-Martic sowie die Abstandsregelung nicht verfügbar sind. Ich betätige den Rechtsblinker, schaue mich um und fahre an. Das Auto fährt sich ganz normal, keine komischen Geräusche oder etwas Ähnliches. Wenn man mit verbundenen Augen eingestiegen wäre, wäre man beim Fahren niemals auf den Gedanken gekommen, am Steuer eines Unfallwagens zu sitzen.

Vorgefahren ein paar Dutzend Meter halte ich an, schalte die Warnblinkanlage wieder an, mache den Motor aus, schnalle mich ab, steige aus, schliesse das Auto ab und gehe zum Polizisten.

Er fragt nach dem Führer- und dem Fahrzeugschein. Ich händige diese aus und während der Polizist die Formulare ausfüllt, rede mit der edel angezogenen Frau. Die Menschenmenge wird geringer, der Krankenwagen fährt weg, die Zeugen verlassen die Unfallstelle.

Der Polizist ruft mich und reicht mir meine Unterlagen. Danach klärt er mich bezüglich der Situation auf. Es gäbe fünf Zeugen, drei von denen meinen, das Mädel sei bei Rot und ich bei Grün gefahren, zwei dagegen, dass sowohl das Mädel, als auch ich bei Grün gefahren sind, ich allerdings zwischen „sehr sportlich“ und „wie ein Berserker“ gefahren sei. Deshalb sehe es folgendermaßen aus: Es gäbe einen Verkehrsunfall mit Personenschaden (das Mädel), es könne sein, dass die gegnerische Versicherung versuchen würde, mir die Teilschuld in die Schuhe zu schieben.

Danach verabschiedet sich der Polizist und verlässt die Unfallstelle.

Die Bühne nach der Show. Die Strasse wird leer, Leere in meinem Kopf, mein Auto im Leelauf.

Ich fahre vorsichtig an, überlege mir, wie ich am schnellsten Wege in die Werkstatt komme. Ich fahre betont ruhig, mein Auto erzeugt mehr Aufmerksamkeit, als ein Bugatti Veyron. Mitleidig nickende Mercedes-Fahrer, neugierig schauende Jugendliche, Schadenfreude in jedem dritten Gesicht. Nach circa 20 Minuten komme ich in die Werkstatt. Der Parkplatzwächter meint, Unfallfahrzeuge sollen nicht vor dem Eingang stehen, was ich auch selbst für richtig halte, und lotst mich zum Tor der Werkstatt.

Ich melde mich am Empfang, ungefähr eine Minute später kommt ein sehr netter Meister auf mich zu, mit dem ich bereits vorher zu tun hatte. Der Schaden wird aufgenommen und begutachtet (12000-15000 Euro, Genaueres werde der Gutachter ermitteln, die Reparatur nehme nicht unter zwei Wochen in Anspruch). Nach geschätzt 20 Minuten steige ich in einen Ersatz-GLA 250 4Matic in fast Vollausstattung und fahre weiter Weltbewegendes vollbringen.

Der Tag neigt sich dem Ende zu. Später Abend, verspätete Nackenschmerzen, Spätschicht im Krankenhaus.

Der Nacken wird untersucht und geröntgt, ein sehr netter Chirurg bescheinigt mir ein leichtes Schleudertrauma. Hoffentlich geht es dem Mädel nicht schlechter.

Das Leben geht zum Glück weiter.

 

 

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Themenstarteram 12. November 2014 um 22:31

@Scoundrel

Diese Zeugin kam aus der Richtung, in die ich fuhr, und stand vorher "spiegelverkehrt" an der Ampel auf der anderen Seite. Sie war mein "Gegenverkehr". Bei Grün fuhr sie genauso wie ich an, wir fuhren uns entgegen, jeder auf seiner Strassenseite. Sie musste eine Vollbremsung machen, um meine Unfallgegnerin nicht als Erste zu treffen. Ohne meine Unfallgegnerin wären wir auf der Höhe der Unfallstelle aneinander vorbei gefahren.

Immer die Ruhe bewahren! Dass das Anwaltschreiben der Gegnerin natürlich sehr einer gedehnten Wahrheit entspricht war zu erwarten. Für die gute Frau steht wohl einiges auf dem Spiel, schließlich ist sie noch in der Probezeit...das rechtfertigt aber natürlich moralisch nicht, dass sie (vermutlich wider besseren Wissens) behauptet, ihr Verhalten war korrekt.

Auch dass die Zeugenaussagen dermaßen widersprüchlich sind, ist eher gut als schlecht für dich. Mir wurde mal von einer Richterin gesagt, dass Zeugenaussagen oft für die Tonne sind, weil zum einen das Gehirn Teile dazudichtet, die der jeweilige Zeuge gar nicht klar beurteilen konnte und dann aber felsenfest als gegeben ausspricht oder im Nachhinein eine bewusste Ausschmückung des Geschehens stattfindet, je nachdem für welche Seite man sich entscheidet. Dass der AMG jetzt "leider" ein lautes Motorgeräusch hat ist in diesem Fall natürlich nicht vorteilhaft für dich, weil für den gemeinen Passanten laut=schnell=Gefahr=böse=Schuld gilt.

Die Gerichte wissen aber, dass gerade in solchen emotionalen Fällen Zeugenaussagen relativ schwach zu beurteilen sind, sollten sie nicht durch Fakten zu untermauern sein.

Auch die fehlenden Bremsspuren, der Aufprallwinkel, die (im Verhältnis) geringe Beschädigung und die wohl glaubwürdige Zeugenaussage der "eleganten Dame" sprechen für dich.

Bevor man dann aber anfängt auf das Rechtsystem zu schimpfen muss einem klar sein, dass der Richter nur anhand der belegbaren Sachlage entscheiden kann und am Ende zu einem Urteil kommen muss. Gerade bei einem nicht eindeutigen Verkehrsunfall ohne genaue Beweise (Ampelstellung, Kreuzungskameras) ist das immer eine Gradwanderung an der am Ende oft kein richtiger Verlierer oder Gewinner hervorgeht.

Ich hoffe, dass dein Anwalt das Beste für dich herausholen kann!

@AsiRider : Jetzt hab ich es auch verstanden. Mein Denkfehler wr, dass ich dachte du hast den Schaden auf der anderen Seite. Das heißt ja, Sie hat erst die (von dir aus gesehen) Gegenfahrspur überquert, dabei beinahe die Zeugin abgeräumt um dann dir rein zu fahren! Verstanden.

@ballex : Da magst du recht haben. Aber das Verwarnungsgeld wegen der OWi wundert mich doch ein wenig.

Ich kenne das eigentlich nur so, dass die Polizei an Ort und Stelle dieses Ausspricht. Auch das hat erst ein Mal kein Auswirkung auf die Schuldsprechung. Aber so ist es etwas komisch. Wäre interessant, ob die Unfallgegnerin auch ein Verwarnungsgeld angeboten bekommen hat?

@Scoundrel: Da muss ich zustimmen, dass ist in der Tat ungewöhnlich, zumindest kenne ich das so auch nicht...kann natürlich auch an einer übereifrigen Polizeidienstelle liegen.

Themenstarteram 12. November 2014 um 22:54

@ballex

Vielen Dank für Deine Worte!

Ich sehe das absolut genauso wie Du, schimpfe nicht auf das Rechtssystem, bin ruhig und bereit zu kämpfen. Mein Anwalt hat ein sehr überzeugendes Schreiben erstellt und bereitet sich auf einen Prozess vor. Meine Rechtsschutzversicherung hat die Übernahme aller Kosten schriftlich bestätigt. Im schlimmsten Fall zahle ich 35 Euro Verwarnungsgeld und werde von der Autoversicherung höher eingestuft.

Es möge der im Recht Seiende gewinnen:-)

Themenstarteram 12. November 2014 um 22:57

@Scoundrel

Ja, jetzt hast Du die Situation mit der Zeugin richtig verstanden.

@ AsiRider,

Ich würde wenn irgendwie möglich dieses "Verwarnungsgeld in Höhe von 35.- Euro" nicht so schnell bezahlen!!!

Sprich doch nochmals unbedingt mit Deinem Rechtsanwalt!

LG: Wolfgang

Themenstarteram 12. November 2014 um 23:42

@W176er

Wolfgang, vielen Dank für den Tipp! Es ist auch so geplant: Mein Anwalt legt Widerspruch ein und wir streiten jegliche Schuld von mir ab. Wenn ich das Verwarnungsgeld zahlen würde, würde ich mich somit schuldig bekennen. Was ich nicht bin.

Themenstarteram 23. Februar 2015 um 17:41

Liebe Forumsmitglieder,

Neuigkeiten gibt es nicht nur im Liebesleben von Lady Gaga, sondern auch in meinem Fall.

Gesundheitlich:

Gestern Abend habe ich mir das rechte Knie am Bettrahmen gestoßen, ansonsten scheint alles wieder in Ordnung zu sein.

Technisch:

Vor ca. einem Monat (fast auf den Tag genau ein Jahr nach der Erstzulassung) habe ich den Service A bei ca. 10000 km machen lassen. Neben dem normalen A-Service-Umfang wie Ölwechsel in der Hinterachse (Differential), Navi-Update (Comand), Turbo-Prüfung (Kundenmaßnahme) und meinen Wünschen wie Wechsel der Bremsbelege (meine waren schon bei 40%, Kosten – 300 Euro für alles komplett), Scheibenwischer-Wechsel (ein Blatt war nach einem Steinschlag beschädigt) und Beseitigung der Klappereien aus dem Beifahrersitzgestell / der Schiene, musste der Kühlerschlauch getauscht werden, da er leicht undicht war. Zum Kühlerschlauch-Wechsel hat mir die Werkstatt einen Motorölwechsel spendiert – inkl. Motoröl. Mit „spendiert“ meine ich kostenlos, entgeltfrei, gratis, umsonst etc. Ob die Kühlerschlauch-Undichtigkeit mit dem Unfall zu tun hatte, darf an der Stelle spekuliert werden.

Es muss aber gesagt werden, dass das Auto auch vor dem Service A absolut normal lief (bis auf Klappereien, wobei diese bei der W176-Baureihe das Normalste der Welt ist), ohne spürbaren Leistungsverlust o. Ä. Nach dem Service A läuft das Auto einfach perfekt. Ich weiß nicht, ob ich es mir einbilde, aber ich habe das Gefühl, dass es sogar etwas williger am Gas hängt und besser anspricht. Auch der Sound der Perfomace Auspuffanlage scheint noch etwas brutaler geworden zu sein. Aber, wie gesagt, meine Hand ins Feuer würde ich dafür nicht legen. Und nachdem meine Werkstatt die Klappereien im Beifahrersitzgestell / der Schiene beseitigt hat, habe ich möglicherweise das weltweit einzige absolut klapper- und knarzfreie Auto der W176-Baureihe.

Juristisch:

Nach dem Erhalt des Bußgeldbescheides in Höhe von 35 Euro und dem von meinem Anwalt eingelegten Widerspruch, bekam ich ca. drei Wochen später noch einen unnötigen Beweis dafür, dass nicht alle Sachbearbeiter bei der Sache sind und sorgfältig arbeiten – einen weiteren Bußgeldbescheid, diesmal in Höhe von 63,50 Euro (Bild unten). Laut meinem Anwalt ist es leider business as usual, dass der nächste Bußgeldbescheid herausgeht, bevor es registriert wird, dass da ein Widerspruch eingelegt wurde.

Ca. einen Monat später, fast gleichzeitig mit dem Service A bekam ich einen Brief vom Amtsgericht Düsseldorf (siehe unten). Laut dem Brief wurde das Bußgeldverfahren gegen mich eingestellt, da mir keine Schuld nachgewiesen werden konnte. Somit muss ich keine Kosten tragen, keine 35 oder 63,50 Euro zahlen und bin aus der Sache raus.

Also, ein wichtiger Teilsieg? Ja, aber der Punkt ist, da ich als „nicht nachweisbar schuldig“, aber nicht als „unschuldig“ gesprochen wurde, wie es dann mit meiner KFZ-Versicherung und meiner Zivilklage auf Schmerzensgeld gegen die Unfallgegnerin aussieht? Was meine KFZ-Versicherung angeht, hat mich mein Anwalt beruhigt, dass dieses Urteil reicht, um meine Unschuld der KFZ-Versicherung zu beweisen und keine erhöhten Kosten fürchten zu müssen. Es bleibt also nur noch meine Schmerzensgeldklage.

Auf den Vorschlag, die Sache außergerichtlich zu klären und mir einfach 1500 Euro zu zahlen, hat die gegnerische Versicherung den Mittelfinger gezeigt. Offenbar gibt es echt viele Sachbearbeiter, die... siehe oben. Denn die Argumentation der gegnerischen Versicherung war etwas abseits der deutschen Rechtsprechung mit der Formulierung „Ihr Mandant ist doch der (Achtung: Katzenberger-Deutsch!) EINZIGSTE Schuldige am Unfall!“. Möglicherweise lag es auch daran, dass es die Zürich Versicherung war. Somit werden wir vor Gericht gehen und die Summe auf knapp über 3000 Euro erhöhen.

Dass Verfahren in Straf-, Ordnungswidrigkeits- und Zivilklagen voneinander getrennt sind, ist ja bekannt. Bekannt ist es auch, dass Urteile in Straf- oder Ordnungswidrigkeitsverfahren Urteile in Zivilklagen beeinflussen können. Deshalb wäre für mich ein klarer Freispruch natürlich vorteilhaft gewesen. Also aus dem Grund einen Widerspruch gegen die Einstellung des Bußgeldverfahrens einlegen und bis zum Freispruch kämpfen?

Mein Anwalt meinte, dass durch unzuverlässige und teilweise der Unfallgegnerin sympathisierende Zeugen die Gefahr groß ist, dass wir trotzdem dort landen, wo wir gerade sind, also bei meiner nicht nachweisbaren Schuld. Aus dem Grund sei es sinnvoller (da ich auch im allerschlimmsten Fall absolut gar nichts riskiere, weil meine Rechtschutzversicherung alle Kosten übernimmt), das so sein zu lassen, wie es jetzt ist, und uns auf das Zivilverfahren konzentrieren. So habe ich das auch gemacht. Wir gehen also vor Gericht und schauen, was wir daraus machen. Euch halte ich selbstverständlich weiterhin auf dem Laufenden.

PS:

Irgendwann sind mir alle Ausreden ausgegangen, meinen GLA 250 4Matic-Dauertestbericht nicht zu schreiben. Das Ergebnis findet Ihr in meinem Blog „Egotrips“:

http://www.motor-talk.de/blogs/egotrips

Nehmt Euch etwas Zeit, Knabberzeug, Bier und feel Spass beim Lesen! Aber ich muss Euch warnen, dass mein GLA 250 4Matic-Dauertest aus 2 Teilen besteht, 39106-Zeichen in 6587-Wörtern, komplizierte Nebensätze, Nominativ, Akkusativ, Dativ und sogar Genetiv, Konjunktiv, Schreib- sowie Tippfehler, detaillierte Beschreibungen, Fremdwörter, Zitate, Metapher, Emotionen, philosophische Gedanken, verschiedene Fahrmanöver und -Situationen, technische Kompetenz, Selbstbewunderung, sexistische, menschen-, ausländer- und vegetarierfeindliche Äußerungen enthält. Das Wort „Dauertest“ bezieht sich nicht nur auf die Dauer des Tests, sondern auch auf die Länge dessen Beschreibung. Lesen auf eigene Gefahr!

 

 

Bussgeldbescheid-2
Einstellungsschreiben

Ick freu mir aufs Lesen! Warte aber ab, bis ich ein Bier und Knabberzeugs zu Händen habe. Alles weiter wusste ich ja bereits, außer das mit dem Knie und Lady Gaga. An dieser Stelle gute Besserung euch Zwei! :)

Und jemand der als Einziger "Einzigster" schreibt, ist eh nicht ernst zu nehmen. Dann hoffe ich mal, ich bin nicht dein Einzigster Blogleser! :D

Themenstarteram 23. Februar 2015 um 18:14

@Scoundrel

Lol! Liebsten Dank! Nur ein einzigstes Bier würde Dir wahrscheinlich nicht reichen:-)

Insider:

Ich bin nach wie vor dafür, dass Sie Dir die einzigste "Penispumpe" der Welt schuldig ist! :D :D :D

Leider glaube ich aber, dass dann Robin neidisch wird - nicht nur auf den Bart! :-)

Themenstarteram 23. Februar 2015 um 19:37

@a1m

Loooool!

@AsiRider

Vielen Dank dafür, dass du uns auf dem Laufenden hältst.

Was machst Du eigentlich beruflich? Ich würde dir zum Schriftsteller raten :)

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