ForumUS Cars
  1. Startseite
  2. Forum
  3. Auto
  4. US Cars
  5. Alles verzollt! – Zöllige Schrauben und das Wissen drumherum

Alles verzollt! – Zöllige Schrauben und das Wissen drumherum

Themenstarteram 11. Februar 2015 um 16:10

Da es mittlerweile hier im Forum kaum noch echte Schrauberthemen gibt, sich gefühlt nur noch alles um Preis und Ausstattung der neuen Plastikmustangs oder Elektronikprobleme dreht und man die wenigen wirklich interessanten Technik- und Resto-Threads für uns Gearheads mit der Lupe suchen muß, wird es Zeit für etwas gutes, altes Basiswissen.

Teil 1

Einleitung

Jedes amerikanische Auto bis in die frühen 80er hinein hat zöllige Schrauben. Komplett und ohne Ausnahmen (naja, bis vielleicht auf die 14mm-Zündkerzengewinde). Danach wurde schrittweise und bei Einzelaggregaten auf metrische Verbinder umgestellt. Allerdings ist die Umstellung bis heute nicht vollständig abgeschlossen, da das SAE-System in Nordamerika stark verankert und überall präsent ist. Der Grund für das zöllige Maß ist die Herkunft aus der angelsächsischen Maßwelt – obwohl gerade diese kurioserweise heute längst größtenteils metrisch mißt. So sind England oder auch Australien längst metrisch. Kanada ist ein Mischfall. Eigentlich wird metrisch gemessen, aber durch die Nähe zu den USA sickern viele Einflüsse des SAE-Systems durch tägliche Gegebenheiten wie den Autoverkehr ein. Speziell in den USA (und in einigen wenigen kleineren Ländern) hat sich das metrische System bis heute nicht durchgesetzt und ist lediglich durch Importgüter wie Autos oder Haushaltsgeräte präsent.

Auch bei uns ist das metrische System in Bezug auf Schrauben nicht omnipräsent. Z.B. durch die amerikanisch geprägte Computertechnik kommt zölliges Schraubengut zu uns. Zöllig ist nicht gleich zöllig, da gibt es noch Varianten. Ich werde mich hier aber auf die im US-Autobereich gebräuchliche Schrauben beschränken. Auch britische Gewindevarianten wie das Whitworth-Gewinde werde ich weglassen.

Beste Antwort im Thema
Themenstarteram 11. Februar 2015 um 16:10

Da es mittlerweile hier im Forum kaum noch echte Schrauberthemen gibt, sich gefühlt nur noch alles um Preis und Ausstattung der neuen Plastikmustangs oder Elektronikprobleme dreht und man die wenigen wirklich interessanten Technik- und Resto-Threads für uns Gearheads mit der Lupe suchen muß, wird es Zeit für etwas gutes, altes Basiswissen.

Teil 1

Einleitung

Jedes amerikanische Auto bis in die frühen 80er hinein hat zöllige Schrauben. Komplett und ohne Ausnahmen (naja, bis vielleicht auf die 14mm-Zündkerzengewinde). Danach wurde schrittweise und bei Einzelaggregaten auf metrische Verbinder umgestellt. Allerdings ist die Umstellung bis heute nicht vollständig abgeschlossen, da das SAE-System in Nordamerika stark verankert und überall präsent ist. Der Grund für das zöllige Maß ist die Herkunft aus der angelsächsischen Maßwelt – obwohl gerade diese kurioserweise heute längst größtenteils metrisch mißt. So sind England oder auch Australien längst metrisch. Kanada ist ein Mischfall. Eigentlich wird metrisch gemessen, aber durch die Nähe zu den USA sickern viele Einflüsse des SAE-Systems durch tägliche Gegebenheiten wie den Autoverkehr ein. Speziell in den USA (und in einigen wenigen kleineren Ländern) hat sich das metrische System bis heute nicht durchgesetzt und ist lediglich durch Importgüter wie Autos oder Haushaltsgeräte präsent.

Auch bei uns ist das metrische System in Bezug auf Schrauben nicht omnipräsent. Z.B. durch die amerikanisch geprägte Computertechnik kommt zölliges Schraubengut zu uns. Zöllig ist nicht gleich zöllig, da gibt es noch Varianten. Ich werde mich hier aber auf die im US-Autobereich gebräuchliche Schrauben beschränken. Auch britische Gewindevarianten wie das Whitworth-Gewinde werde ich weglassen.

53 weitere Antworten
Ähnliche Themen
53 Antworten
Themenstarteram 13. Februar 2015 um 21:58

Das kommt noch.

Themenstarteram 14. Februar 2015 um 19:29

Teil 7:

Schrauben messen

Nachdem wir nun einige Schraubenarten und einige Grundformate kennengelernt haben stellt scih natürlich die Frage: wie finde ich heraus, was für eine Schraube ich vor mir habe?

Zu diesem Zweck eignet sich am besten eine Schieblehre. Es gibt diese in digitaler Form oder mit einer Skala. Ich habe zwar schon digitale gesehen, die auch Fractions in Zoll anzeigen können, die sind aber recht selten. Daher zeige ich Euch die einfacherer Variante mit einer Skalenlehre.

In diesem Fall habe ich eine Lehre mit zwei Skalen. Eine metrieche in cm/mm und eine in inch.

Bild 1:

Auf dem Bild ist die Zollskala oben im Bild zu sehen.

Bei genauer Betrachtung ist zu sehen, daß die Skaleneinteilung nicht auf dem Dezimalsystem beruht (es also 10 Striche bis zur "1" sind), sondern 16. Aus Sicht des unbedarften Europäers taucht sofort die Frage auf: WAS SOLL DAS???

Bei etwas drüber-nachdenken ergibt sich daraus, daß die Skala somit bis zur 1"-Marke 16/16 hat.

Demzufolge ist der längere Strich in der Mitte zwiachen der "0" und der "1" gleich 8/16", gekürzt also 1/2".

Die Schlußfolgerung daraus ist, daß die Striche auf halbem Wege zwiachen der "0" und der 1/2"-Marke dann die Viertel und Achtel sind.

Bild 2:

Wir spannen eine Schraube in die Meßbacken der Lehre. Die Meßmarke bleibt über dem fünften Sechzehntelstrich stehen.

Die Schraube hat also 5/16"

Bild 3:

Eine andere Schraube wird eingespannt. Hier bleibt der Strich auf 8/16" stehen.

Hier wird der Bruch gekürzt und ergibt somit 3/8".

Klar soweit?:)

Ich wette, das wußte keiner...;)

TIPP: Es ist schwieriger, das ganze dezimal zu messen und dann die 6,74mm in einen Bruch umzurechnen. Daher ist es praktikabler, auf Umrechnungen ganz zu verzichten und komplett in der zölligen Welt zu bleiben.

Schieblehre-skala
Bolzen-5-16
Bolzen-3-8

Für mich als Industriemechaniker nichts neues, trotzdem Daumen hoch dafür das das Thema hier wer behandelt.:):)

Themenstarteram 14. Februar 2015 um 19:35

Gut, dann wußte es doch einer! Beruhigt mich irgendwie...:D

Zitat:

Bild 3:

Eine andere Schraube wird eingespannt. Hier bleibt der Strich auf 8/16" stehen.

Hier wird der Bruch gekürzt und ergibt somit 3/8".

Es fällt mir schwer den Meister zu berichtigen, aber es muss doch 6/16" heißen, oder? Nicht das noch jemand verzweifelt die Striche zählt...

Themenstarteram 15. Februar 2015 um 8:55

Richtig, danke für die Korrektur!

Mein Fehler. 8/16 wäre ein halber Zoll und nicht 3/8"

Themenstarteram 17. Februar 2015 um 9:45

Um noch mal deutlich den Unterschied zwischen GM-Schrauben und Ford-Schrauben zu zeigen, habe ich mal aus der Schraubenkiste drei Schrauben gefischt, die verschiedenes deutlich zeigen.

Links:

Ford 5/16" Karosserieschraube aus meinem Ford Mustang, hergestellt 1970.

Sie hat 40 Jahre unten am Auto gesessen, dort wo der Kotflügel an den Schweller geschraubt ist.

Sie hat eine aufgepreßte Unterlegscheibe und den "dog point", die Zielhilfe.

Die Schraube ist nur grob mit einer Plastikbürste gereinigt und es ist deutlich zu sehen, daß die Phosphatierung noch vollkommen intakt ist. Sie ließ sich ohne Probleme lösen und könnte sofort wieder geölt und verschraubt werden.

Mitte:

Eine GM-Karosserieschraube in 5/16" von 1977. Innenkotflügel an Außenkotflügel Buick Century. Deutlich erkennbar ist der Kopfflansch und der gespitzte Gewindeteil.

Es ist deutlich zu sehen, daß die Schraube ein- oder mehrmals mit metrischem Werkzeug verrundet wurde. Trotz der unvorteilhaften Behandlung ist auch diese Schraube problemlos zu lösen gewesen (allerdings schon vor etlichen Jahren) und auch hier ist die Schraube durchaus nach Reinigung und neuem Ölen im Prinzip noch verwendbar.

Rechts:

eine metrische Schraube M6 aus einer Corvette, mitte der 90er hergestellt, 2001 aus dem Auto entfernt. Frontmaske. Schon nach wenigen Jahren starke Korrosion am Kopf und an der Unterlegscheibe, Gewinde gerade noch akteptabel und drehbar. Reinigung ist nicht mehr Möglich, nur durch Strahlen. Diese Schraube würde ich nicht wiederverwenden.

Man sieht deutlich, wie sich die Materialien mit dem Niedergang der Fertigungsqalität in den 80ern und 90ern massiv verschlechterten. Ich habe neulich an einem 2000er PT Cruiser geschraubt. Die Schrauben sahen noch schlimmer aus als die der Corvette.

Dsc02752
Themenstarteram 17. Februar 2015 um 10:28

Im Karosseriebereich von US-Autos gibt es kaum Sechskantmuttern. Es werden fast überall J- und U-Nuts eingesetzt, gelegentlich auch einfache Blechschrauben. Der deutsche Begriff lautet Klammermutter. Der unterschied zwischen J- und U-Nuts ist die Länge der Schenkel. Bei J-Nuts sind sie unterschiedlich, bei U-Nuts gleich. Es gibt auch noch weitere Varianten davon.

Wenn mal eine Schraube wirklich festgammelt, sind oft nicht die Schrauben schuld, sondern die U-Nuts. Auch bei diesen geht die Qualität weit auseinander. Auch dazu habe ich ein Bild.

Links:

Sehr große, neue U-Nut, chinesische oder mexikanische Fertigung. Größe 7/16". Für Stoßstangenbefestigung.

Bei genauem Hinsehen ist sie nur brüniert oder KTL-grundiert (kathodische Tauchlackierung). Obwohl sie neu ist und noch nie verbaut war rostet sie schon.

Zweite von links:

CIP-Nut, neu , 5/16" für langen Blechübergriff aus aktueller Ferigung. Etwas besser, aber auch eher lasche Qualität, trotz Markenhersteller. Kann man verbauen, ist aber im Außenbereich am Auto nicht wintertauglich.

Dritte von links:

CIP-Nut, NOS aus Fertigung USA 70er Jahre in 5/16" mit kurzem Blechübergriff. Kleine Lagerungsspuren und etwas staubig aber solide und intakte Phosphatierung. Würde ich sofort verbauen. Hält geölt locker noch 50 Jahre.

Rechts:

CIP-Nut neu in 1/4" mit kurzem Übergriff. Qulität ähnlich wie die lange 5/16".

Dsc02753
am 20. März 2015 um 22:11

Hallo Spechti,

 

respekt, So viel Wissen um solch "banale " Teile wie Schrauben. Danke

Sehr schöner Artikel.

An dem Meßschieber sieht man auch schön den Vorteil analoger Technik. Durch unscharfes Ablesen (unter Ignorieren des Nonius) erschließt sich einem sofort der Schraubendurchmesser, wie bei Spechti demonstriert. Die digitalen Meßschieber lassen einem bei Messungen wie z.B. 0,361 erst einmal rätseln, ob eine 5/16" oder 3/8" Schraube vorliegt.

Wixey scheint dagegen einen Meßschieber zu haben, der auf 1/64" runden kann, der ist schon hilfreicher.

am 23. März 2015 um 20:30

Vielen Dank!

Zur Zeit stellt sich bei mir die Frage, woher ich solche Ford Schrauben hier bekommen kann?

Weiß Jemand einen Link, bei dem ich was bestellen kann? Ich brauche 5/16 - 18 1.25 für meine 2007er 8.8er Diffdeckel.

Gruß

Themenstarteram 24. März 2015 um 7:27

Ford- und GM- Schrauben in Originalqualität gibt es bei AMK Products.

Auch von mir ein dickes Danke für deine Ausführungen! Als quasi Neueinsteuger bei den US Selbstschraubern sind die Zollschrauben nämlich ebenfalls neu für mich. :)

am 24. März 2015 um 8:37

Sehr interessanter Artikel, super :)

Wobei in meinem Tahoe metrische und zöllige Schrauben drin sind ;) Die metrischen überwiegen zwar aber als ich letztens meine Rückleuchten abschrauben wollte, wunderte ich mich schon, warum denn keine Nuss drauf passte. Erst mit einer zölligen klappte das.

Allerdings: Als ich das erste Mal am Hoe schraubte, hatte ich extra den Zollkasten mitgenommen, um dann festzustellen, dass doch nur metrische Schraubenschlüssel passen... :D

ich copy paste mal deine texte in meinen blog

Deine Antwort
Ähnliche Themen
  1. Startseite
  2. Forum
  3. Auto
  4. US Cars
  5. Alles verzollt! – Zöllige Schrauben und das Wissen drumherum