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Thu Jul 29 00:35:28 CEST 2010    |    taue2512    |    Kommentare (5)    |   Stichworte: Behindert, Behinderung, Reisetipp, Sport, UMEN

Für manche Leute kommt es wie ein Schock aus heiterem Himmel, von einer Sekunde zur anderen zum Beispiel als Folge eines Unfalles und andere wiederum erleben wegen einer Krankheit, wie die eigenen körperlichen Kräfte und damit auch die eigenen Möglichkeiten langsam aber sicher immer mehr entschwinden. Bis zu dem Zeitpunkt an dem diese Menschen dann der bitteren Realität ins Auge blicken müssen, eventuell bis ans Ende ihres Lebens an den Rollstuhl gefesselt zu sein.

 

Für viele beginnt ab diesem Zeitpunkt ein regelrechtes Martyrium, einige finden sich mit dieser verbleibenden Option einfach nicht ab, lehnen sich und ihre körperliche Verfassung ab und versinken in einem psychologischen Chaos. Besonders vormals sehr aktive Leute, die als „vollwertiger“ Mensch in ihrer Freizeit viel Sport in der freien Natur betrieben haben kämpfen sehr damit. Aber auch diejenigen, die seit ihrer Geburt ein Handicap haben, sind ebenfalls betroffen und fühlen sich von der Gesellschaft ausgegrenzt und nicht akzeptiert.

 

Spätestens als aktiver Motorradfahrer hat man sich ja schon sicherlich mehr als einmal mit diesem Thema befasst und eventuell sogar Vorsorge in Form von Unfallversicherungen für den Ernstfall getroffen, um zumindest sein privates Umfeld rollstuhltauglich herrichten zu können.

 

Aber was ist eigentlich ein „vollwertiger“ Mensch? In unserer modernen Leistungsgesellschaft stehen körperlich eingeschränkte Menschen sehr schnell als Außenseiter da. Warum sollten in der Mobilität eingeschränkte Personen – ich vermeide jetzt mal bewusst das pauschalisierende Unwort „Behinderte“ - nicht auch das gleiche erleben können, wie jeder andere Mensch auch? Dieses Ziel hat sich hier in Frankreich ein gemeinnütziger Verein namens UMEN gesetzt. Dessen Leistungsspektrum ist beachtenswert und sehr wohl einen Blogartikel wert. In dessen Angebot findet sich alles, was ein Ausflugskatalog für „normale“ Menschen ebenfalls enthalten würde: Rasante Skifahrten im Winter, Schlittenfahrten, Schneeschuh-Touren, Bergwanderungen, Mountainbiking oder Camping in der Natur.

 

 

Auf diesen Verein bin ich durch einen dort engagierten Arbeitskollegen eher durch Zufall gestoßen. Mein Kollege weiß, dass ich in meiner Freizeit auch gerne ab und an mal in die nahen schneebedeckten Pyrenäen zum Bergsteigen gehe. Er kam auf mich zu und fragte mich, ob ich mir vorstellen könnte das einmal mit einer Joelette zu probieren. Ich war verdutzt: Einer was bitte? 

 

Joelette - BergwanderungenJoelette - Bergwanderungen

 

Eine Joelette ist ein sündhaft teurer einsitziger Spezialrollstuhl, der für Bergtouren von 4 bis 6 validen Personen manipuliert wird, verschiedenste Ausrüstungsoptionen erlauben sogar den Umbau in ein Ski-Mobil. Die Vereinigung UMEN (was ein Kürzel ist für „Univers Montagne Esprit Nature“) hat gleich mehrere dieser Stühle für Touren in den Bergen angeschafft und sucht nun nach Freiwilligen, die sich einbringen möchten. Und die Nachfrage nach diesen Touren ist sehr groß: Im letzten Jahr ermöglichten die freiwilligen Helfer über 300 querschnittgelähmten Menschen eine einmalige Erfahrung in freier Natur.

 

Unterstützt wird die Organisation dabei durch Spenden, Sponsoren und teilweise durch den französischen Staat, der z.B. festangestellte Mitarbeiter kräftig mitfinanziert.

 

Ausflüge Ausflüge

 

 

Falls unter Euch jemand ist, der auch in seiner Freizeit gerne in die Berge geht und den nächsten Urlaub in Südfrankreich mal mit einer nützlichen Tat verbinden möchte, hier die Kontaktdaten um sich als Joelette-Pilot zu bewerben:

 

UMEN – Univers Montagne Esprit Nature

190 Rue Isatis – BP 81908 – FR 31319 LABEGE Cedex

 

Telefon: +33 562 24 18 18

eMail: contact@umen.fr

Internet: www.umen.fr

Recherche pilotes 2010.pdf (974 mal heruntergeladen)

Thu Jul 29 00:41:30 CEST 2010    |    andyrx

das Bild mit der Gruppe an dem Felsvorsprung macht fröstelnd:eek:

 

mfg Andy

Thu Jul 29 06:53:50 CEST 2010    |    Achsmanschette51801

Ich glaube, das sollte ich mal meiner Mutter und meinem Stiefvater zeigen. Die beiden machen öfters Urlaub in der Gegend.

Thu Jul 29 09:39:58 CEST 2010    |    Reifenfüller45920

Warum ist "behindert" bitte ein Unwort? Wenn ich behindert bin, habe ich eine wie auch immer geartete Einschränkung, die mir manche Tätigkeiten erschwert oder unmöglich macht. Das beginnt streng genommen schon bei einer Brille.

Warum darf man in unserer Gesellschaft heute nichts mehr beim Namen nennen. Früher gabs mal Neger. Für mich einfach ein ungenauer Begriff für eine Rassenzugehörigkeit, wie Asiate, Weißer, Eurasier, usw. Der "Neger" wurde dann als beleidigend eingestuft, wärend "Farbige" (selbst "Schwarze" hören ja manche schon nicht mehr gerne) sich untereinander scherzhaft als "Nigger" bezeichnen und unsereins als "Weißbrot" oder "Kalkleiste".

Zigeuner ist auch so ein neues Unwort. Auch das bezeichnet für mich nur nicht sesshafte Menschen, wie Sinti oder Roma. Man nennt das im Beamtendeutsch heute "Angehörige einer Etnischen Minderheit". Das finde ich beleidigend, wenn man einen Menschen nicht mehr seiner reellen Abstammung nach nennen darf. Vielleicht wird "Bayern" und "Preussen" auch mal sowas, weils ja auch unangemessen eingesetzt werden kann.

 

Ich habe und hatte seit ich ein junger Erwachsener bin immer behinderte Freunde (Querschnitt, Spasmus,...). Die selbst gehen mit der Behinderung (in Österreich "Handicap") meist viel natürlicher und selbstverständlicher um, als jemand, der damit noch nicht zu tun hatte.

Die nennen ihre Einschränkung selbst beim Namen, und freuen sich in der Regel über Menschen, die sie einfach respektieren und annehmen, wie sie sind. Die verkraften auch locker mal nen blöden Witz über ihre Behinderung. Ihr solltet mal zuhören, was die sich untereinander an den Kopf werfen und dabei lauthals lachen ;)

 

Das gezeigte Projekt finde ich toll! Würden allerdings mehr Menschen Behinderte einfach als vollwertige Freunde annehmen, wäre das kaum nötig.

 

Nix für ungut

Schnapsmax

Thu Jul 29 09:52:14 CEST 2010    |    taue2512

@Schnapsmax:

Danke für Deine erklärenden Worte. Ich selber kenne auch viele Leute aus diesem Personenkreis hier in Frankreich aber dort ist es so das viele eher die Bezeichnung "mobilité reduite", also körperlich eingeschränkt anstelle von "behindert" (handicappé) bevorzugen.

 

Auch in Deutschland habe ich ähnliche Erfahrungen gemacht, allerdings da mehr vor dem Hintergrund als das "behindert" eher als Sammelbegriff zu pauschal genutzt wird und keine Unterscheidung zu geistig- oder körperlicher Behinderung zuläßt.

 

Auch das die überwiegende Mehrheit mit den Handicap positiv umgeht und sogar drüber scherzen kann, kann ich bestätigen.

 

Viele Leute haben aber - aus welchem Grund auch immer - stets Berührungsängste und realisieren gar nicht das eine Behinderung jeden von heute auf morgen (be-)treffen kann. Und das sollte sich ändern.

 

Anbei nochmal die detaillierte Präsentation der Organisation.


Fri Jul 30 12:11:12 CEST 2010    |    Reifenfüller45920

Hallo Taue,

 

wenn jemand natürlich als Betroffener äussert, dass er eine bestimmte Wortwahl nicht mag, muss man das Respektieren. Mein Einwand war eher ein verallgemeinernder und betraf Dinge, die mir persönlich gegen den Strich gehen.

Leute die Menschen mit egal welcher Behinderung unvoreingenommen und hilfsbereit begegnen, schätze ich allemal hoch ein. Dabei ist es mir auch egal, ob es Einzelpersonen oder gut und anständig arbeitende Organisationen sind. Bei leider auch immer mal wieder anzutreffender Geldschneiderei auf kosten Benachteiligter bekomme ich dagegen Pelz auf den Zähnen.

Deine Antwort auf "UMEN: Es "geht" auch anders!"

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