Tue May 27 19:27:04 CEST 2008 | bruno violento | Kommentare (8) | Stichworte: BMW, Coupe, Hase, Traumauto, Zylinderkopfdichtung
BMW 316i Coupe Madeiraschwarz Baujahr 1994 1,6l-Benziner 102 ps 124.000km
Nachdem ich meinen Compact auf seinem Aussenspiegel geparkt hatte, war klar: Ein BMW muss es sein, ein größerer Motor war finanziell nicht drin (die Versicherung war nach meinen zahlreichen Eskapaden wieder bei 140% angelangt), aber etwas hübscher durfte er ruhig sein. Da ich schon seit den frühen 90ern (also seit der Grundschule) von einem E36 Coupe träumte und das zeitlose Design mich bis heute jeden Tag fesselt stand also fest wonach ich gesucht habe.
Nun gestaltet es sich im Großraum Hamburg trotz zahlreicher Inserate in den einschlägigen Zeitungen und Internetplattformen ausnehmend schwierig, einen standesgemäßen E36 aufzutreiben. Zwei Monate lang gondelte ich mit öffentlichen Verkehrsmitteln von Auto zu Auto, von verrotteten Leichen in Uetersen über Re-Importe aus Italien ohne Papiere auf der Veddel bis zu verbastelten Proletenkarren in Wandsbek, die einem beim Anlassen raketenstartartige Geräusche aus schultütengroßen Endrohren in die Gehörgänge husteten.
Nach einer endlosen Durststrecke fand ich ihn dann, bis auf die rote Innenraumbeleuchtung (igitt) in absolutem Originalzustand und top gepflegt, der Vorbesitzer ein junger Südländer, Ex-HVV-Busfahrer mit ohne Führerschein. In Sachen Ausstattung musste ich natürlich ein paar Abstriche machen, Lederausstattung etc. blieb weiterhin ein Traum, aber auf der Probefahrt hat alles gepasst, im Bereich der Kopfdichtung siffte kein Öl (selten beim M43-Motor) und die Gelenke schienen nicht ausgeschlagen.
Die HU gab's kostenlos obendrauf, und ich war glücklich.
Auf der Rückfahrt dann die erste Schrecksekunde: Es fing an zu schneien und mir brach das Heck aus... Böse Erinnerungen an den letzten Unfall kamen wieder hoch. kein Wunder bei sommerlicher Erstbereifung mit knapp 2mm Profil. Ist aber gutgegangen.
Kurze Zeit später dann die zweite Schrecksekunde: Das Kombi fiel aus. Wieder das bereits aus dem Compact bekannte Problem, nur dass hier der Schlag aufs Armaturenbrett keine Heilung verhieß. Ich fragte meine Kollegen aus der Elektrik, ob ihnen das Problem bekannt sei... leider war es das nicht. Wie viel Pech kann ein Mensch bitte haben? Ein seltenes Problem, das in meinen BEIDEN E36 aufgetreten ist... Das Kombi musste neu, war nicht ganz billig, aber was tut man nicht alles für sein geliebtes Fahrzeug...
Die 102-ps-Basismotorisierung hat für Reisetempo 200 vollkommen ausgereicht, und ich war glücklich. Die obligatorische Fahrt nach Essen zur Motor Show, ein paar Urlaube und Tagesausflüge in den Harz und an die See waren die längsten Touren, die ich gemacht habe, und mit der vollkommen ausreichenden 16''-Bereifung auf Alu hat der Wagen auch vor der Eisdiele eine gute Figur gemacht.
Ich hatte den Wagen keine zwei Monate, da ist mir so ein verdammter Hase vors Auto gesprungen. Das hat mich den rechten Nebelscheinwerfer gekostet (gut zu sehen auf dem ersten Bild), aber wenigstens hat er es mit dem Leben bezahlt.
Das sollte nicht die einzige Reparatur bleiben.
Im Hochsommer stand ich auf der Elbchaussee lange im Stau. Das Kombi hatte ja bekanntlich seine Aussetzer, und als es nach mehreren Minuten wieder angesprungen war, leuchtete die OBD-Leuchte und die Kühlmitteltemperaturanzeige. Da machte mich auch schon ein hilfsbereiter Motorradfahrer auf die Kühlmittelpfütze hinter meinem Wagen und den süßlichen Dampf aus dem Motorraum aufmerksam. An der sofort angefahrenen (und glücklicherweise nur 50 Meter entfernten) Tankstelle habe ich erstmal Wasser nachgekippt, und mir fiel das Leck im Ausgleichsbehälter auf. Da dieser fest mit dem Kühler verbunden war hieß das: Mehrere Flaschen voll Wasser in den Koferraum und auf zu Kiesow. Das ganze Problem ließ sich dann leicht (Kühler ersetzen) und kostengünstig (30Euro) beheben.
Ein paar Monate später, im Oktober, fing der Motor wieder an zu kochen, und ich zog wieder eine Kühlmittelspur hinter mir her. Diesmal war der Wasserflansch an dem Schlauch vom Zylinderkopf zum Kühler durchgegammelt. Nur 7,30 beim BMW-Händler (den Umweg zu einer unserer Filialen wollte ich wegen zwei Euro Rabatt nicht riskieren), aber wieder eine menge Ärger.
Dann, im Frühling des nächsten Jahres, war ich auf der A7 unterwegs. Da es regnete und die Fahrbahn nass war, fiel mir der vermeintliche Sprühnebel, den ich hinter mir herzog, garnicht auf, doch den süßlichen Geschmack auf meinen Lippen konnte ich nicht zuordnen. Ein Blick aufs Kombi, und ich dachte, das kann doch wohl nicht wahr sein. Schon wieder heiß, die Gurke. Beim Blick unter die Haube konnte ich nur feststellen, dass irgendwo hinterm Block Wasser floss, und ich hoffte auf einen defekten Schlauch, doch als ich das Auto auf der Bühne hatte wurde es schreckliche Gewissheit: Die Kopfdichtung war geplatzt. Also neu das gute Stück. Teile mit Mitarbeiterrabatt: 140 Euro (Dichtungen, Schrauben, Wasserflansch auf der Rückseite vom Kopf und Thermostat (beides bei der Montage kaputtgegangen), Drei Bond etc). Arbeit: ca. 6 Stunden.
Am nächsten Tag fuhr ich stolz zur Berufsschule und war stolz auf meine Arbeit. Bis der Motor wieder heiß lief. Die Entlüfterschraube war bei der Arbeit angerissen unt dichtete den Ausgleichbehälter nicht mehr ab. Beim Herausdrehen riss sie ganz ab, was bedeutete: Wieder ein neuer Kühler.
Ganz unfallfrei bin ich natürlich auch mit diesem Wagen nicht davongekommen...
- Auf unserem Mitarbeiterparkplatz bin ich unserem Serviceberater rückwärts in sein neues Cabrio gefahren
- Auf dem Familaparkplatz bin ich einer alten Frau rückwärts in ihren alten Mazda gefahren
- Auf dem Schulweg ist mir ein Klassenkamerad ins Heck gefahren
- Im Kreisverkehr ist mir ein Passat ins Heck gefahren
- Am Tag des Verkaufs ist mir eine junge Frau ins Heck gefahren
Trotz des ganzen Ärgers habe ich mein Coupe über alles geliebt, und auch wenn der 316i in der Öffentlichkeit keinen allzu guten Leumund hat wäre ich ihn am liebsten gefahren, bis ich mir einen Neuwagen leisten kann.
Dann wollte Heidi eine Ausbildung machen.
Da sie vorher vollzeit gearbeitet hat, hieß das für uns: 350 Euro weniger im Monat. Tagelang rechnete ich hin und her, aber es war unumgänglich: Der BMW musste weg. Ich ließ mir ein Vierteljahr zeit, den Wagen zu verkaufen, um einen möglichst guten Preis zu erzielen, machte die Bremsen rundum neu (kein Spaß bei den Trommelbremsen hinten) und ließ den Wagen professionell reinigen und polieren (man kennt halt so seine Leute in der Branche...), und trotzdem war es nicht möglich, jemanden zu finden der auch nur ansatzweise den Preis bezahlen wollte, den ich knapp zwei Jahre vorher bezahlt habe. 50% Wertverlust, ich dachte so etwas gibt es nur bei Neuwagen Entweder bin ich beim Kauf ganz kräftig über den Tisch gezogen worden oder beim Verkauf.
Für mich steht fest: Das E36 Coupe war das schönste Auto, das ich jemals besessen habe. |
Tue Aug 19 15:44:41 CEST 2014 | bruno violento | Kommentare (21) | Stichworte: mobile.de, Spiegel Online, Traumauto, Umfrage
Wenn ich morgens vor dem Aufstehen bei Spiegel Online kurz die weltpolitische Lage sondiere, scrolle ich in der Regel nicht ganz runter bis zum Ressort Auto. Weder die Aktualität, noch die Informationstiefe schaffen es, mich als Leser zu fesseln. Ich glaube, die meisten Artikel dort sind für Menschen geschrieben, die sich für Autos gar nicht so doll interessieren.
Heute blieb mein Blick hängen an der Überschrift "Das sind die Traumautos der Deutschen". Genau das, was wir brauchen - eine weitere Rangliste, die SPON die Möglichkeit einräumt, mit nichtssagenden Fotostrecken Klickzahlen zu generieren, ungefähr so relevant wie die inflationären Ranking-Shows der dritten Programme (wie etwa "Die schönsten Brandenburger Seen" oder "Geniale Verbindungen – Hessens spannendste Brücken". Alter Schwede, was für ein Hardcore-Blödsinn! Das glaubt mir doch kein Mensch, wenn ich nicht die Links nachliefere: Unglaublich! Unfassbar!).
Wenn man den gängigen Klischees glaubt, ist die Mehrzahl der Deutschen wohl nicht gerade für besonderen Einfallsreichtum verschrien. Das Ergebnis der im Artikel zitierten Umfrage von TNS Infratest im Auftrag des Online-Auto-Portals mobile.de hat mich in seiner Trostlosigkeit dann doch überrascht:
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