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Thu Oct 06 12:25:22 CEST 2016    |    Dynamix    |    Kommentare (37)

Hello Petrolheads,

 

das Automobil gibt es mittlerweile seit über 100 Jahren. Eine lange Zeit für einen Menschen und eine noch viel längere für Automobile. Ebenso lang war der Weg von den ersten Autos bis hin zu den Fahrzeugen wie wir Sie heute kennen. Waren Autos anfangs nicht mehr wie motorisierte Kutschen, so entwickelte sich das Auto über die Jahrzehnte so stark weiter das die Unterschiede massiv ausfallen. Unzählige Erfindungen in den Bereichen Antriebs-, Sicherheits- und Komforttechnik haben das Auto zu dem gemacht was es heute ist. Hinter all diesen Erfindungen steckt natürlich eine menge Ingenieursarbeit und Innovation. Einige Hersteller nutzen diese Innovationen natürlich gerne als Marketinginstrument aus, manchmal zurecht, nicht selten allerdings völlig zu Unrecht!

 

An dieser Stelle seid Ihr herzlich eingeladen auf einen Streifzug durch die Automobilgeschichte! Ich möchte dabei auf die wohl wichtigsten Erfindungen im Automobilbau eingehen und, falls möglich, deren Wurzeln beleuchten. Der ein oder andere wird erstaunt sein welcher Autohersteller die ein oder andere Erfindung tatsächlich zuerst im Programm hatte oder welchen Ursprung so manche Erfindung eigentlich hat ;)

 

Graben wir also für den Anfang einmal ganz tief in der Mottenkiste der Automobilgeschichte ;)

 

Fließbandproduktion:

 

Ok, hierbei handelt es sich nicht direkt um eine Innovation die man in einem Auto findet. Allerdings war die Fließbandproduktion wohl einer der wichtigsten Treiber für die weltweite und vor allem schnelle Verbreitung des Automobils. Ohne die Massenproduktion und die damit sinkenden Preise und damit auch Erreichbarkeit für normale Einkommensschichten dürfte das Auto wohl bis heute noch ein teures Spielzeug für Superreiche sein. Das erste in Massen produzierte Auto war das Ford Model T. Die Erfindung der Fließbandproduktion wird zum Teil bis heute noch alleine Henry Ford zugeschrieben. Dies stimmt allerdings nicht so ganz!

 

Wie schon bei so vielen andere Innovationen im Automobilbereich ging hier jemand einfach nur hin und verfeinerte die bereits vorhandene Idee soweit das Sie so funktioniert bzw. besser funktioniert als vorher.

 

Das Prinzip der Fließbandproduktion hatte sich Henry Ford nämlich von Ransom Eli Olds abgeschaut der seine Autos schon vorher nach einem fließbandähnlichen Konzept produzierte. Oldsmobile hatte zwar keine automatischen Fließbänder, aber auch bei Ihm wurden die Autos stationsweise montiert so wie es heute noch der Fall ist. Statt eines Fließbandes mussten die Mitarbeiter die Autos von Station zu Station schieben bzw. auf einem Wagen schieben. Ford erkannte das Potenzial der Idee, nahm sich das Konzept von Olds noch einmal im Detail vor und perfektionierte es. Ford war damit verdienterweise auch sehr erfolgreich aber einen Teil des Ruhms muss man in dem Falle auch Ransom Eli Olds zugestehen. Ohne dessen Idee wäre Ford unter Umständen nie auf "seine" Fließbänder gekommen.

 

V8 Motor:

 

Der erste V8 Motor geht auf ein Patent des Franzosen Leon Levavasseur zurück. Allerdings kamen diese Motoren wenn überhaupt nur in Booten oder in Flugzeugen zum Einsatz. Rolls Royce versuchte sich Anfang des 20 Jahrhunderts an einem V8 angetriebenen Auto, allerdings entstanden lediglich 3 Exemplare und Rolls Royce produzierte für seine Autos lieber Reihensechszylinder. Cadillac darf sich rühmen den ersten in Masse produzierten V8 Motor gehabt zu haben. 1914 führte man einen 5,4 Liter Motor ein, auch L-Head genannt. Gut 13.000 dieser Motoren fanden Ihren Weg in Autos von Cadillac. Zum wirklichen Durchbruch verhalf dem V8 Motor allerdings Henry Ford. Auch dies hatte mit seiner Fließband- und der damit verbundenen Massenproduktion zutun. 1932 stellte Henry Ford einer seiner letzten großen Erfindungen vor, den legendären Flathead V8. Der Flathead darf sich wohl rühmen der erste V8-Motor für die breite Masse gewesen zu sein, quasi ein Volksmotor wenn man so will.

 

Eingeführt im Model A erfreute sich der Motor schnell großer Beliebtheit da er für damalige Verhältnisse viel "bang for bucks", also ausreichend Leistung zu einem erschwinglichen Kurs, bot. Das berühmte Gangsterpärchen Bonny & Clyde soll Henry Ford sogar einen Brief geschickt haben in dem Sie sich bei Ihm für den kraftvollen Motor bedankten mit dem Sie mehr als einmal der Polizei entwischen konnten. Und ja, für seine Zeit war der Motor alles andere als schwachbrüstig, nicht umsonst war das Model A damals DIE Basis für die aufkommende Hot-Rod Kultur. Der Motor bot Potenzial für mehr Leistung und an der Model A Karosserie konnte man im Zweifel noch ein wenig in Sachen Gewicht optimieren ;)

 

Der große Konkurrent General Motors hatte zwar bei Cadillac und Chevrolet schon früher V8 Motoren im Angebot, allerdings hatte man zumindest bei Chevrolet den V8 schnell wieder verworfen und lieber weiterhin auf den von Louis Chevrolet persönlich entwickelten Reihensechszylinder gesetzt. Den V8 Trend im Massenmarkt hätte man fast verschlafen bis man bei Chevrolet 1955 mit dem legendären Small Block das Feld von hinten aufrollte. Bis heute gilt er als der Motor mit der höchsten Stückzahl aller Zeiten. Wie schon der Ford Flathead, so war und ist der Small Block bis heute besonders wegen seiner kompakten Ausmaße, seinem geringen Gewicht, der einfachen und robusten Bauweise sowie wegen seiner Leistung (bzw. der einfachen Tunebarkeit) beliebt. Bis heute hat GM weit über 100 Millionen Small Blocks produziert und bis heute werden die Motoren nach dem Grundrezept von 1955 gebaut wenn natürlich auch immer wieder an den technischen Fortschritt angepasst ;)

 

Wankelmotor:

 

Bleiben wir doch mal beim Thema Motoren :) Der Wankelmotor ist bis heute ein Motorkonzept welches im Vergleich zu den weit verbreiteten Hubkolbenmotoren besonders hervor sticht. Wird in Deutschland gerne der NSU Ro 80 als erstes Auto mit Wankelmotor überhaupt bezeichnet, so war es doch eigentlich ein anderer NSU! Das erste Wankelauto das in Serie ging war der NSU Spider. 3 Jahre vor dem Ro80 kam dann der Mazda Cosmo mit einem Wankelmotor auf den Markt, ein Konzept von dem sich Mazda bis heute nicht so 100%ig verabschiedet hat. Bis 2010 hatte man bei Mazda mit dem RX8 ein Wankelauto im Programm. Im Gegensatz zu NSU bekam man allerdings bei Mazda die Probleme die der Wankel mit sich brachte einigermaßen in den Griff. Dabei muss aber auch erwähnt werden das man bei Mazda auf die Weiterentwicklung des Wankel Prinzips setzte für welches sich Hans Dieter Paschke verantwortlich zeichnete. Gerüchten zufolge arbeitet man bei Mazda mittlerweile an einem neuen Wankelmotor.

 

 

 

 

ABS:

 

Ursprünglich eine Erfindung aus dem Flugzeugbau, gilt das ABS im Automobilbau wohl als einer der wichtigsten Sicherheitsfeatures der letzten Jahre. Die ersten mechanischen Systeme kamen im Automobilbau in den 60er Jahren auf den Markt. Damals noch zum großen Teil bei Rennwagen, kamen Sie ansonsten eher in exklusiven Kleinserien zum Einsatz. Der Jensen FF verfügte als erstes Straßenfahrzeug über ein mechanisches ABS System. Diese Systeme setzten sich allerdings in der Großserie nie durch da Sie teuer und vor allem sehr anfällig für Defekte waren. Der Durchbruch gelang dem ABS erst mit den modernen computergesteuerten Systemen wie wir Sie heute kennen. Wie so oft kam auch hier wieder die Idee ursprünglich aus dem Flugzeugbau! Das erste elektronische ABS kam nämlich Ende der 60er in der Concorde zum Einsatz. Anfang der 70er konnten Chrysler und Bendix bereits das erste moderne ABS System für PKW vorstellen welches auf den Namen "Sure Break" hörte. Dieses System kam ab 1971 bei der Marke Imperial zum Einsatz und wirkte auf alle 4 Räder. Im gleichen Jahr stellte Cadillac mit dem "Trackmaster" ein ähnliches System vor welches allerdings nur auf die Hinterräder einwirkte.

 

Wer mal wirklich "erfahren" möchte welch ein Segen das ABS für die Fahrsicherheit ist dem sei ein Fahrsicherheitstraining ans Herz gelegt. Dort wird einem sehr anschaulich und am eigenen Körper demonstriert wie sinnvoll diese Erfindung ist. Danach sollte selbst der größte Schwachmat von der Sinnhaftigkeit eines ABS überzeugt sein.

 

Meiner Meinung nach das wichtigste Sicherheitsfeature der letzten 30 Jahre im Automobilsektor.

 

Allradantrieb:

 

Der Allradantrieb ist auch eine Erfindung um die sich viele Marketingmythen ranken. Audi behauptet bis heute der Erfinder des Allrads gewesen zu sein, dem ist allerdings nicht so! Das Prinzip des Allradantriebes ist fast so alt wie das Automobil selbst. Erste allradgetriebene Autos gab es schon Anfang des 20 Jahrhunderts. Die meiner Meinung nach interessanteste Lösung für das Allradproblem war sicherlich das verbauen von einem Motor pro Achse :D Richtig durchgesetzt hatte sich der Allrad zu dieser Zeit allerdings noch nicht.

 

Einzig beim Militär erfreute sich der Allrad einer gewissen Beliebtheit. Eins der ersten und am meisten produzierten Militärfahrzeuge mit Allradantrieb war der Willys Jeep, welcher Anfang der 1940er Jahre in die Massenproduktion ging und so gut jedes Schlachtfeld des 2. Weltkrieges gesehen hat. Die Soldaten liebten den Willys, war er doch für seine Zeit sehr geländegängig und dort auch flott unterwegs. Zudem war er leicht wodurch man Ihn gut transportieren konnte. Dazu kaum auch noch seine Reparaturfreundlichkeit, da der Jeep auch im Ernstfall von einfachen Soldaten schnell wieder flott gemacht werden sollte. Man könnte den Willys Jeep als den Urvater des Allradantriebs im Automobilbau bezeichnen. Im modernen Serienautomobilbau wie man Ihn heute kennt, kam der Allrad erst in den 60ern zum Einsatz. Wieder war es der Jensen FF der sich rühmen darf das erste Auto mit einer innovativen Erfindung gewesen zu sein, in diesem Falle dem Allradantrieb. Fast 2 Jahrzehnte vor Audi wohlgemerkt ;)

 

Jetzt könnten Audi Fans natürlich einwerfen das der Jensen FF ja nur in geringen Stückzahlen produziert wurde und somit nicht wirklich als Serienauto gewertet werden kann. Fairer Einwand, wären die Japaner da nicht schneller gewesen ;) 1 Jahr nachdem der Jensen FF eingestellt wurde brachte Subaru den Leone Kombi mit Allrad auf den Markt. Ganze 8 Jahre vor Audi ;) Und selbst den dritten Platz im Rennen um den Allrad darf Audi nicht für sich beanspruchen, der gehört nämlich (tatsächlich, kein Witz!) dem Lada Niva welcher 1976 in die Serienproduktion ging. Der Allradantrieb ist ein gutes Beispiel dafür wie man durch geschicktes Marketing den Ruhm einheimsen kann auf den man gar keinen Anspruch hat ;) Man könnte Audi höchstens zu Gute halten das Sie durch Ihr geschicktes Marketing den Allrad "cool" gemacht haben. Über den technischen Sinn kann man vortrefflich streiten. Zu dem Thema empfehle ich übrigens einen Artikel von Wilhelm Hahne der sich mit dem Thema Audi und der Allrad schon einmal kritisch auseinandergesetzt hat. Den Artikel findet man im Internet mit geschickter Suche relativ schnell :)

 

Sicherheitsgurte:

 

Ein weiteres Feature welches aus modernen Autos nicht mehr wegzudenken ist! Sicherheitsgurte haben bis heute vermutlich unzähligen Autofahrern das Leben gerettet. Die ersten Sicherheitsgurte werden oftmals Mercedes oder Volvo zugeschrieben. Dies stimmt allerdings so nicht. Die ersten Sicherheitsgurte im Serienbau gab es tatsächlich schon 1948 beim Tucker Torpedo. Der allererste Sicherheitsgurt wurde bereits 1902 im Baker Torpedo (Zufälle gibt's!) verbaut. Diesen kann man allerdings unter "Einzelstück" abhaken. Für den ersten Dreipunktgurt dürfen sich dann wieder die Skandinavier auf das Siegertreppchen stellen. Volvo bot diesen zum ersten mal 1959 in seinen Autos an.

 

Aluminiumkarosserie:

 

Noch so eine Sache bei der sich Audi auf die Fahne schreibt der Pionier gewesen zu sein. Wie schon beim Allrad, so beweist auch bei der Aluminiumkarosserie die Geschichte das andere schneller waren. Rolls Royce baute bereits im Jahre 1906 Autos mit Aluminiumkarosserien.

 

Elektrische Fensterheber:

 

Wohl eines der Komfortextras welche man nicht mehr missen möchte. Jeder der vor einem Parkhaus schon einmal panisch die Fenster runterkurbeln musste weiß wie nervig Fensterkurbeln sind ;) Wie so viele Komforterfindungen im Automobilbau so kommt auch diese ursprünglich aus den USA. Bereits 1938 präsentierte Buick die ersten elektrischen Fensterheber im Buick Y, einem bildhübschen Concept Car. Der Y mag zwar nicht in Serie gegangen sein, die Fensterheber dagegen hielten schnell Einzug in die Serie!

 

Turbolader:

 

Noch so eine Erfindung die gerne deutschen Herstellern zugeschrieben wird. Allerdings ist der Turbolader schon so alt wie der Verbrennungsmotor selbst. Schon Carl Benz experimentierte mit verdichteter Luft zwecks Leistungssteigerung. Den ersten richtigen Turbolader entwickelte allerdings der Schweizer Alfred Büchi im Jahre 1905. Er meldete seien Erfindung im gleichen Jahr zum Patent an welche bis heute die Grundlage für die meisten aufgeladenen Verbrennungsmotoren ist. Zum Einsatz kamen die ersten Turbolader wie so oft zuerst in der Luftfahrt. Durch den Turbolader wollte man den Leistungsverlust durch die abnehmende Luftmenge in großen Höhen kompensieren. Auf eine ähnliche Überlegung geht übrigens auch die Lachgaseinspritzung zurück welche in den 40er Jahren in Kampfflugzeugen zum Einsatz kam :)

 

Der erste wirklich erfolgreiche Einsatz eines Turboladers gelang Büchi selbst erst 20 Jahre später indem er durch seinen Turbolader eine Leistungssteigerung von gut 40% erreichte. Im Serienautomobilbau waren Turbolader lange Zeit ein Fremdwort. Duesenberg und Mercedes hatten zwar bereits in den 20ern und 30ern Autos mit Kompressortechnik, allerdings kam das erste turbogeladene Großserienfahrzeug erst Anfang der 60er Jahre. Weder Porsche, noch BMW waren die ersten sondern ausgerechnet die eher biedere Marke Oldsmobile! Der Oldsmobile Jetfire kam 1961 auf den Markt und darf sich rühmen das erste Massenauto mit Turbolader gewesen zu sein. Nur sehr kurze Zeit später kam Chevrolet mit dem aufgeladenen Corvair um die Ecke welcher durch Verbraucherschutzanwalt Ralph Nader und sein Buch "Unsafe at any speed" traurige Berühmtheit erlangte.

 

Airbag:

 

Über die Erfindung des Airbags kann man sich bis heute vortrefflich streiten. Viele sehen Mercedes als Erfinder des Airbags, allerdings waren auch hier die Amerikaner eigentlich schneller. Wie schon Ford bei der Fließbandproduktion ging auch Mercedes damals hin und verfeinerte die Idee eines anderen. Das Ergebnis kam 1980 bei Mercedes erstmals zum Einsatz. Die ursprüngliche Idee des Airbags ging auf eine Technik zurück welche 1974 schon in diversen GM Autos Einzug gehalten hatte. Fairerweise muss man dazu sagen das die frühen Airbagsysteme alles andere als perfekt funktionierten weswegen GM diese auch wieder aus dem Programm nahm.

 

Bordcomputer:

 

Aus modernen Autos nicht mehr wegzudenken gab es die ersten Bordcomputer 1977 bereits bei Cadillac. Viel mehr als die rudimentärsten Funktionen wie Tageskilometer, Verbrauch und Co (immerhin!) konnten diese allerdings nicht. Auch hier sehen viele Mercedes mit Ihrem "Reiserechner" als Erfinder des Bordcomputers. Allerdings kam dieser etwas später. Jüngere Semester dürften diese Art Bordcomputer aus den BMWs der 80er und frühen 90er kennen ;)

 

Ich persönlich liebe ja diese altertümlichen Elektronikspielereien :)

 

Nachtsicht:

 

Eine Technik die sich bis heute nicht wirklich durchgesetzt hat und über deren Sinnhaftigkeit man bis heute vortrefflich streiten kann. BMW und Mercedes brachten Ende des vergangenen Jahrzehnts Nachtsichtsysteme für Ihre Flagschiffe 7er und S-Klasse welche damals als brandneue Innovation vorgestellt wurden. Blöderweise hatte Cadillac ein solches System bereits 2000 im DeVille angeboten ;)

 

Navigationssystem:

 

Das Navigationssystem ist eine Erfindung die sich bei modernen Autos immer größerer Beliebtheit erfreut. BMW schreibt sich bis heute auf die Fahne 1994 im 7er BMW das erste Navigationssystem erfunden zu haben. Aber war dem wirklich so? Nein! ;) Wie sollte es auch anders sein kam das Navigationssystem mitnichten aus Europa! Das erste System das man als Navigationssystem bezeichnen könnte kam bereits 1981 heraus. Honda hatte dieses zusammen mit Alpine entwickelt. Blaupunkt zog ein paar Jahre später mit "EVA" (Elektronischer Verkehrslotse für Autofahrer) nach.

 

Jetzt könnte man sagen das BMW zumindest das erste GPS-gestützte Navigationssystem hatte aber auch hier gilt wieder: Falsch gedacht! Der Mazda Eunos Cosmo war das erste Serienauto mit GPS-gestütztem Navigationssystem. Er kam 1990 auf den Markt und damit 4 Jahre vor dem 7er BMW. Toyota zog ein Jahr später nach und führte neben dem Farbdisplay auch die Sprachausgabe ein. Das von uns heute so liebgewonnene GPS ist übrigens eine US-Entwicklung und entstammt (wie so viele Innovationen im Automobilbau, man denke nur an die Luftfahrt!) ursprünglich der Militärentwicklung. Nachdem das Militär mit der bewussten Verfälschung der GPS Signale Ende der 90er aufgehört hat stand der Verbreitung des Navigationssystems im Massenmarkt nichts mehr im Wege :)

 

Einspritzung:

 

Die Einspritzung dürfte einer der wichtigsten Erfindungen der letzten Jahrzehnte im Automobilsektor gewesen sein, ermöglichte Sie es doch die Effizienz von Verbrennungsmotoren merklich zu steigern. Sie ermöglichte mehr Leistung bei weniger Verbrauch im Vergleich zu herkömmlichen Vergasersystemen. Die ersten (mechanischen) Einspritzsysteme kamen in den 30er Jahren im Flugzeugbau zum Einsatz. Junkers, sowie Daimler zusammen mit Bosch entwickelten die ersten Systeme. Im Automobilbau dauerte es dagegen noch ein paar Jahrzehnte. Mercedes brachte im 300SL bereits 1954 eine mechanische Einspritzung. Chrysler präsentierte 4 Jahre später die erste elektronische Einspritzung im 300.

 

Die Einspritzung setzte sich im Automobilbau vollends erst in den 80ern und frühen 90ern durch da immer strengere Abgasvorschriften weltweit den Einsatz der saubereren Einspritzung nötig machten. In den USA setzte sich die Einspritzung in den 80ern flächendeckend durch während Europa ein Jahrzehnt später kollektiv auf die Einspritzung gesetzt hatte. Damit war der Vergaser in modernen Autos endgültig gestorben. Chrysler experimentierte zwar in den 80ern noch über mehrere Jahre mit elektrisch gesteuerten Vergasern herum, allerdings waren der damit verbundene Aufwand und die damit erzielten Ergebnisse in keinster Weise mit einer Einspritzanlage vergleichbar.

 

Diesel Direkteinspritzung:

 

Bis heute wird dem VW-Konzern nachgesagt die Direkteinspritzung beim Diesel erfunden und damit die Dieselwelle losgetreten zu haben. Die Lorbeeren für diese Erfindung gehen allerdings nach Italien! 2 Jahre vor der Einführung bei Audi nagelte sich der erste direkteinspritzende Dieselmotor bereits im Fiat Chroma seinen Weg in die Geschichtsbücher ;)

 

 

 

 

Hydraulische Bremsen:

 

Das Thema Bremse ist ein Fall für sich und dazu noch ein sehr spannender. Gerade im Bereich Bremsen haben Autos riesige Fortschritte gemacht. Während man zu Frühzeiten des Automobils noch auf mechanisch betätigte Bremsen zurückgriff, so etablierte sich schnell die hydraulische Bremse. Das erste Patent dafür ist fast so alt wie das Auto selbst. Bereits 1895 wurde das erste Patent von Hugo Mayer eingereicht. Allerdings blieb diese Erfindung eher unbeachtet. Wie bei so vielen Entwicklungen wurde die Hydraulikbremse erst einmal im Flugzeugbau populär. Anfang der 20er erhielt Malcolm Loughead sein Patent für eine hydraulisch betätigte Bremse. Loughhead war nebenbei bemerkt einer der Mitbegründer von Lockheed Martin ;)

 

Das erste mal das eine hydraulisch betätigte Bremse im Automobilbau eingesetzt wurde war 1921. Damals hatte Duisenberg eine solche Bremse erfolgreich im Rennsport eingesetzt. Im Serienbau kamen diese bereits 3 Jahre später zum ersten mal beim Chrysler B70 zum Einsatz. Weitere 2 Jahre später verbaute Triumph zum ersten mal hydraulische Bremsen in einem Auto und war damit der erste europäische Hersteller. Mechanische Seilzugbremsen waren damit relativ schnell out. Vereinzelt gab es noch Autos mit Seilzugbremse, diese waren aber in der Minderheit. Das prominenteste Auto welches bis in die 60er Jahre noch mit den (selbst für damalige Verhältnisse) veralteten Seilzugbremsen unterwegs gewesen ist war der VW-Käfer dessen Konstruktion allerdings ursprünglich auf die 30er Jahre zurückging und welcher bei Wiederaufnahme der Produktion bereits veraltet war. Der zur gleichen Zeit entwickelte Fiat Topolino beispielsweise verfügte bereits über hydraulisch betätigte Trommelbremsen.

 

Einige Hardliner behaupten bis heute eine mechanische Bremse wäre verschleißärmer und wartungsfreundlicher, dem ist aber nicht so. Einer der Hauptgründe warum man von der mechanischen Bremse wieder Abstand genommen hat war neben der ungleichmäßige Bremswirkung auch die hohe Wartungsintensität ;) Weiterhin waren bei einer mechanischen Bremse deutlich höhere Bedienkräfte nötig welche die Bedienung nicht nur unnötig schwer machten sondern auch den Bremsweg unnötig verlängerten. Kleiner Nebenfakt: Autos müssen seit den 20er Jahren über 2 Bremssysteme verfügen. Diese kennt man heute als Betriebs- und Handbremse ;)

 

Zweikreisbremssystem:

 

Ein weiteres Sicherheitsfeature im Bremsbereich welches Mitte des letzten Jahrhunderts aufkam war das Zweikreisbremssystem. Es ist nicht wirklich gesichert wer das erste System dieser Art gebaut hat. Fest steht allerdings das diese Art Bremse bereits seit 1967 verpflichtend vorgeschrieben sind.

 

Mir selbst hat diese Zweikreisbremse schon das Leben gerettet da mir selbst schon an der Hinterachse eine HBZ geplatzt ist. Ohne Zweikreisbremssystem hätte ich gar keine Bremsleistung mehr gehabt. Da ist es nicht verwunderlich das dieses System bereits seit den 60ern in Deutschland gesetzlich vorgeschrieben ist :) Manche Gesetze sind eben doch sinnvoll ;)

 

Automatikgetriebe:

 

Früher bei uns eher verpönt, erfreut sich das Automatikgetriebe auch bei uns immer größer werdender Beliebtheit. Bereits in den 20ern gab es die ersten Wandlerautomaten wobei der große Durchbruch erst GM in den 40er Jahren mit seinem legendären Hydramatic Getriebe gelang. Bereits 1949 konnte GM mit einer Millionen Hydramatic Getrieben den ersten Meilenstein vermelden. Spätestens jetzt hatte sich die Automatik in den USA endgültig durchgesetzt.

 

Fun Fact: Durch den 2. Weltkrieg wurde die Produktion von zivilen Fahrzeugen unterbrochen, das Hydramatic Getriebe allerdings landete kurzerhand in Panzern :D GM bewarb nach dem Krieg dieses Getriebe als "Battle tested" also "kampferprobt" :) In den 50ern zogen auch Chrysler und Ford mit eigenen Wandlergetrieben nach. Chevrolet führte 1950 sein legendäres Powerglide 2-Gang Automatikgetriebe ein welches bis in die 70er Jahre in diversen Chevrolet Modellen landete. Aufgrund seiner robusten Bauweise ist dieses Getriebe bis heute bei Drag Racern beliebt welche das Powerglide modifizieren um dieses Getriebe auch mit sehr starken Motoren verwenden zu können.

 

In Europa sollte es noch ein paar Jahrzehnte dauern. Mercedes beispielsweise brachte sein erste Wandlerautomatik erst in den 70ern auf den Markt. Vorher behalf man sich mit amerikanischen Getrieben und selbst entwickelten Halbautomaten. Zwar gab es vorher auch schon Automatikgetriebe, dabei handelte es sich aber fast immer um Halbautomatikgetriebe welche immer noch nicht auf den Schaltknüppel verzichten konnten ;) Der VW-Käfer ist ein prominentes Beispiel für ein Halbautomatikgetriebe. Ein Zwischenschritt stellte das automatisierte Schaltgetriebe dar welche aber selten bis nie an eine vernünftige Wandlerautomatik herankamen. Entweder waren diese extrem unzuverlässig oder aber die Schaltvorgänge waren ruppig und unkomfortabel. Prominentestes Beispiel hierfür ist sicherlich der Smart ;)

 

Servolenkung:

 

Die Servolenkung ist eine Erfindung die es nicht wirklich leicht hatte. Bereits 1926 begann der Hersteller Pierce Arrow mit der Entwicklung eines Systems welche das lenken von LKWs leichter machen sollte. Der Ingenieur Francis W. Davis war es der dann die erste Servolenkung präsentieren konnte. Kurz nach Fertigstellung seiner Erfindung wechselte er mitsamt seiner Erfindung zu General Motors wo er diese noch weiter verbesserte. Allerdings kam seine Erfindung dort nicht zum Einsatz da man bei GM der Meinung war das System wäre zu aufwändig und teuer für die Automobilproduktion. Daraufhin wechselte Davis zu Bendix (die Firma gibt es heute noch!), einem Automobilzulieferer. Schlussendlich kam die Servolenkung zum ersten mal 1951 bei Chrysler zum Einsatz. Bei GM war man bis dato auch mal aufgewacht und präsentierte 1952 ebenfalls eine Servolenkung. Diese kam fürs erste bei Cadillac zum Einsatz. Beide Systeme gehen auf die Vorarbeit von Davis zurück dessen Patente zu dem Zeitpunkt bereits abgelaufen waren.

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Blogempfehlung

Mein Blog hat am 16.03.2021 die Auszeichnung "Blogempfehlung" erhalten.

Wer war´s?

Dynamix Dynamix

Ivar, Ivar!Shelving unit!


Als Autonarr geboren und bei US-Cars hängengeblieben, so könnte man meinen automobilen Werdegang wohl am besten beschreiben ;) Meine Leidenschaft gehört allen US-Cars, aber meine Technikliebe erstreckt sich eigentlich auf alles was Räder hat, also auch Zweiräder, egal ob mit oder ohne Motor :D

Welcome!

Willkommen in Dynamix Garage,

 

hier dreht sich alles um den American Way of Drive und andere spannende Themen die für mich zum Thema Auto einfach dazugehören. Wer auf amerikanisches Blech steht ist hier genau richtig ;)

 

Mittlerweile haben sich in meinem Blog diverse Blogreihen etabliert:

 

Memory Lane: Vorstellungen besonderer/bemerkenswerter Fahrzeuge

 

Whale Diaries: Erzählungen/Erlebnisse aus dem Leben unseres 1992 Caprice Classic

 

Sheriff Tales: Erzählungen/Erlebnisse aus dem Leben unseres 1993 Caprice 9C1

 

La macchina nera: Geschichten um die Wiederauferstehung meiner Vespa ET4 50

 

Ihr könnt aber auch einfach im Diner vorbeischauen um hemmungslos zu spammen oder Off-Topic zu werden :D

 

Zum Diner gehts übrigens hier entlang! ;)

 

Von Zeit zu Zeit gibts aber auch Artikel die ein wenig aus der Reihe fallen. Dies können aktuelle Themen sein, Spezialthemen die nicht in die etablierten Blogreihen passen, eigene Gedanken oder einfach nur anderes Zeug an dem ich irgendwie geschraubt habe :D

 

Enjoy your stay!

 

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