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Dorti's Bilderecke

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Fri Jul 24 00:23:49 CEST 2015    |    Dortmunder 65    |    Kommentare (23)

Ami6, ein Wagen an dem die Geister sich scheiden.

 

 

Egal in welchem Blog, Fanseite, Clubblog oder sonstige Veröffentlichung man liest, selten habe ich so viel Übereinstimmung gefunden.

Seit seinem Erscheinen trennt er die Gemüter in zwei Lager, in die Automobilisten die ihn mögen und in die Autofans die ihn für skuriehl halten. Er erfährt selten totale Ablehnung wie auch völlige Hingabe.

In den letzten Jahren war der Ami6 einer der Oldies mit den besten Wertzuwächsen, selbst seltene Wagen der Premiummarken hatten prozentual nicht mehr zu bieten. Wir sprechen aber immer noch um durchaus erschwingliche 5 stellige Summen.

Ich finde den Ami6 durchaus interessant, nur habe ich mit dem Design schon meine Probleme, dabei meine ich nicht die Heckscheibenpartie für die er berühmt wurde. Mein Problem ist diese von Kanten zerschnittene Motorhaube, dennoch ist er ein durchaus erhaltenswerter Vertreter.

 

Im Hause Citroen hat man fast verschlafen für die entstehende Mittelschicht einen Wagen zu entwickeln und auf den Markt zu bringen. Mit der Ente war man im unteren Segment sehr erfolgreich und für die Oberschicht lief die DS bestens aus den Fabriken.

Nur war Pierre Bercot dem Generaldirektor und späteren Vorstandsvorsitzendem klar, dass man mit dem wachsenden Wohlstand auch diese Zielgruppe bedienen muss. Ein Überleben der Firma war anders wohl nicht zu bewerkstelligen.

 

Pierre Bercot machte sich seine Gedanken und er wollte auf keinem Fall ein weiteres Nutzfahrzeug alla Kombi oder Fließheck. Es sollte eine klassische Limousine für vier Erwachsene mit vier Türen werden. Dennoch sollte das Raumgefühl bestens und der Kofferraum groß genug sein.

Der angepeilte Start des neuen Wagens war für 1960 vorgesehen, nur vier Jahre Entwicklungszeit war nicht zu halten und somit erschien der Ami6 erst 1961.

 

Das Design des Ami6 wird überwiegend Flamio Bertoni zugeschrieben und er selbst nannte es seinen besten Entwurf. Zweifels ohne hätte es diesen Wagen ohne ihm nicht gegeben, denn das Design war nicht unumstritten. Bertoni zeichnete für etliche erfolgreiche Modelle wie Traction Avant, HY und DS die Verantwortung.

Viele sind der Meinung, dass Bertoni Skulpturen schuf, eine Harmonie von Linien Kanten und Formen.

Bei Citroen war das Bureau des Etudes für die Entwicklung zuständig und diese Gemeinschaft entwickelte ständig weiter auch ohne direkten Auftrag.

Alles in allem ist der Ami6 wohl eine Zusammenstellung von Ideen unter der Leitung von Bertoni. Hierzu ein paar Namen die man wohl nicht unterschlagen sollte. Louis Bionier von Panhard Karosseriedesign, denn die ersten Zeichnungen zeigten Ähnlichkeiten mit dem Panhard Dynavia.

Citroen hielt seit 1955 25% an Panhard um Fragen vor zu beugen.

Henri Dargent der persönliche Assistent von Bertoni der dessen Arbeit weiter führen konnte und Robert Opron der 1962 das Team verstärken sollte.

Bertoni war auch der Erfinder der 3D Modelle im Kleinformat und etabliert diese Technik im Automobildesign, daher sagte man ihm auch dem Bildhauer nach. Verlängerte Hand in diesem Bereich war Raoul Henriques – Raba der ein Virtuose an den Modellen war. Er brachte die Ideen von Bertoni in eine gewissen Feinheit und perfektionierte sie in den Modellen.

 

Der Ami6 wurde wegen der Linienführung des Heckfensters der Limousine schließlich zur Berühmtheit. Dies war im Grunde nur in Frankreich kein Problem und in den Beneluxstaaten.

In weiteren Vertriebsländer war man nicht ganz so aufgeschlossen und selbst Citroen war nicht vom Erfolg außerhalb Frankreichs überzeugt. Auf einigen Bilder wählte man Perspektiven um die Dachlinie zu verschleiern oder versuchte die Linie zu verdecken. Im US Prospekt bediente man sich z.B. einer Frau die vor dem Bereich stand.

 

Die La Ligne en Z war allerdings nicht völlig neu, einige US Modell wiesen schon Heckansichten auf die dem sehr nah kamen. Unter diesen Packard Balboa, Lincoln Continental MKIII und Mercury Monterray.

 

Was aber immer wieder zu lesen ist, wenn man über dem Ami6 recherchiert ist der Vorfall mit der Presse. Citroen wollte mit aller Macht verhindern, dass vor der offiziellen Vorstellung etwas durchdringt.

Mitte 1959 erschien die 223. Ausgabe der L Auto-Jornal in dem Bilder von Rene Bellu zu sehen waren, die dem Ami6 fast genau trafen. Dies bewegte den Autobauer zur Anzeige, die Ermittlungen brachten aber keine verwertbaren Beweise.

Citroen hatte schon seit der Veröffentlichung von DS Prototypenbildern ein gespanntes Verhältnis zur Presse.

Einige wenige vermuten sogar, dass alles nur eine Marketing – Strategie gewesen ist, soweit würde ich nicht gehen.

 

Wirklich neu war damals etwas völlig anderes, die ersten richtig eckigen Scheinwerfer. Es waren keine Runden in eckige Gehäuse verbauten.

Die Firma Cibie entwickelte diese Scheinwerfer mit der Auflage besserer Lichtausbeutung, zwei kleine zusätzliche Reflektoren brachten Erfolg und rund 20% mehr Licht.

 

Mit dem Ami6 setzte Citroen einen weiteren Plan um. 1953 war allem bewusst, dass die Fabriken in Paris an den Kapazitätsgrenzen lagen und mangels Fläche kaum zu vergrößern sein würden.

In Rennes-La-Janais entstand ab Ende 1959 in kürzester Zeit eine neue Fabrik mit den Abteilungen Presswerk, Karosseriebau und -Feinschliff, Lackieranlagen und Endmontage. Nur das Fahrwerk kam aus Caen, genau wie das der Ente.

 

Da wir nun bei der Ente sind werde ich mal versuchen einige Dinge ins rechte Licht zu rücken, wobei echte Fans da wohl noch viel mehr wissen.

Es gibt deshalb eine Herleitung des Namens Ami6 die aber nicht von Citroen bestätigt wird.

Man startete die Entwicklung mit dem Projektnamen Projekt M (M für Mittelklasse), da es aber auf der 2CV-Plattform aufbaut kam das A (Derivatbezeichnung) dazu und somit AM. AM ist nicht weit von französisch amis für Freunde entfernt und daraus soll das Kunstwort Ami6 entstanden sein.

Technisch basiert der Ami6 auf der Ente und dennoch kann man nicht einfach daraus Teile nutzen. Dennoch hat er das selbe schrullige Fahrverhalten wie die 2CV.

Die Motoren sind zwar ähnlich, aber keinesfalls identisch! Erst ab Mai 1968 wurde der Ami 6 mit dem aus späteren 2CV-Modellen bekannten Motorblock ausgestattet und dies gerade ein knappes Jahr vor Einstellung der Produktion. So hat beispielsweise der Motorblock (2CV) eine andere Heizung, die erst angepasst werden muss, auch will er mit seiner nicht recht zum Ami 6-Getriebe passen.

Die Auspuffanlage ist nur gebraucht zu bekommen und von der Ente kann man wohl nur den Endtopf mit Endrohr gebrauchen, wobei die Rohdimensionen nicht passen.

 

Wer sich für einen Ami6 interessiert sollte den Wagen genau prüfen und Originalität bevorzugen, besonders bei der Bremsanlage. Ansonsten die typischen Punkte wie Wasserkasten, Kofferraum, Säulen, Schweller, Ölverlust und Achsschenkel beachten.

Rost an der Karosserie ist für Fahrzeuge dieser Jahrgänge immer ein Thema und deshalb nicht zu unterschätzen, Scheibenrahmen und Bereiche mit doppelten Blechen prüfen. Hier wurde in der Vergangenheit mit Spachtelmasse verdeckt.

Bei den Kotflügeln sind die hinteren meist in Schweißbereiche angegriffen, Blechersatz ist so gut wie nicht zu bekommen und nicht nur für die Kotflügel. Entenfachleute sind in Sachen neuralgische Punkte auch hier in ihrem Element.

 

Bei guter Wartung hat man bei Motor, Getriebe und Bremsanlage selten Probleme, hier kann man von ausgereifter einfacher Technik sprechen. Eine leichte blaue Fahne während der Fahrt ist als normal zu betrachten, nur im Stand ist eine deutliche Färbung ein Warnsignal. Kolbenringe und Ventilführung verlangen nach Beachtung und selbst hier kann der Fan nicht auf 2CV Teile zurückgreifen.

Wo sollte auch ein Blick nicht schaden? Hier sind wohl Achsschenkelbolzen, Gummis der Motorträger, Getriebeträger und Stoßdämpfer zu nennen.

Ersatzteile für die Bremsanlagen sind noch erhältlich. Nur sollte man auf die Richtigen achten, weil es dort unterschiedliche gibt. Der Break hat eine größere Bremsanlage.

Eine defekte Beleuchtungseinheit kann zu Nervensache werden, Scheinwerfer und Blinkergläser findet man so gut wie nie.

 

Und wenn ich schon beim Break bin, dieser wurde auf Wunsch der Kunden schon ein Jahr nach dem Start der Limousine nachgeschoben. Die Kunden wollten einen solchen Wagen, da die HY und DS Modelle ihnen zu groß oder teuer waren.

Da Bertoni schon früh einen Kombi favorisiert hatte konnte sein Team schnell liefern.

Bertoni verstarb allerdings vor dem Start des Break Anfang Februar 1964 und Robert Opron übernahm die Abteilung wenig später.

Henri Dargent allerdings war für die Endbearbeitung des Break verantwortlich. Dieser integrierte den Gepäckträger ähnlich der DS in das Dach, siehe die versteifenden Wellen die in das Dach gepresst wurden.

Die weit öffnende Heckklappe und die niedrige Ladekante waren sehr beliebt. Der Ami6 erreichte in Frankreich Platz 1 der Zulassungsstatistik. Rund 1,04 Millionen Fahrzeuge wurden von 1961 bis 1971 an den Mann/Frau gebracht, etwa 555 000 Break und 484000 Limousinen.

 

Den Motor gab es in 3 Evolutionsstufen, immer mit 602 ccm (dt Steuerberechnung 597ccm), 74 mm Bohrung und 70 mm Hub. AM ab 4/61 mit 7,25:1 Verdichtung ca.20PS und ab 9/63

mit 7,75:1 und 24 PS. Ab 5/68 der AM2 mit 9:1 Verdichtung und 35 PS. Alles bei den Drehzahlen 4500, 4750 bzw. 5750 U/min. Die Motoren und Getriebe sollen trotz Synchronisation mit Zwischengas bedient werden, da dies die Lebensdauer erhöht.

Es handelt sich immer um einen 2 Zylinder Viertakt Boxermotor und 4 Gang Getriebe plus Rückwärtsgang wobei der Erste unsynchronisiert ist. Eine Fliehkraftkupplung war nur Optional, Standard war eine Einscheiben-Trockenkupplung.

 

Vier hydraulische Trommelbremsen (vorn am Getriebe), 6 Voltanlage bis Ende 66, Druckumlaufschmierung, Ölkühler, 2 Spurstangen an der Zahnstangenlenkung, Einzelradaufhängung an Schwingarmen, 4 Trägheitsdämpfer ab Mitte 63 durch hydraulische Stoßdämpfer unterstützt, Karosserie auf Kastenrahmen aufgeschraubt um ein paar Details zur Technik zu nennen.

 

Daten habe ich noch ein paar und zum Schluss ein Link, zu einer sehr interessanten Seite, mit noch mehr Anekdoten, Fakten, Zahlen und vieles mehr. Für Ami6 Fans ein Genuss. Besonders gefällt mir die Story von der Vorstellung des Ami6 auf dem Salon d`Automobile 1961.

 

Länge 392cm (396 Break), 152 cm breit, 149 bzw. 153 hoch, 2,4m Radstand, 1,26m Spur vorn und hinten 1,22m, Tankinhalt 25 Liter bei um 6,5l/100km Verbrauch, über 50m Bremsweg von 100 auf null, fast 12m Wendekreis, ein Leergewicht je nach Typ und Ausstattung von 670 bis 725 kg, zul. Gesamtgewicht von 990 bis 1095 kg, Anhängelast 350kg ungebremst und 600 kg gebremst, Dachlast wenn erlaubt 30kg

 

Abgelöst wurde der Ami6 vom Ami8 der im Grunde auch nur eine weitere Evolutionsstufe ist.

 

 

Ich hoffe es hat euch gefallen und würde mich über Ami6 Bilder und Kommentare freuen.

 

Euer Dorti

 

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